Autor: Dan Abnett
Buchformat: Taschenbuch
Umfang: 446 Seiten
Sprache: Deutsch
Übersetzung: Catherine Beck
Preis: 7,95 €
Verlag: Wilhelm Heyne Verlag
ISBN: 978-3-453-52286-2
Inhaltsangabe
Der Planet Enothis wird von den Mächten des Chaos angegriffen. Nach einer zunächst erfolgreichen Landoffensive werden die imperialen Streitkräfte zum Rückzug gezwungen, um sich neu zu formieren. Der Krieg hat sich inzwischen in den Himmel verlagert. Um den Rückzug zu decken und die Konvois vor den Überfällen der Chaos-Luftwaffe zu beschützen, werden Luftwaffengeschwader des Imperiums, u. a. auch die XX. Phantiner Jägerstaffeln Umbra unter Bree Jagdea, nach Ethonis abkommandiert.
Es folgen zahlreiche harte Luftgefechte, um den Feind im Zaum zu halten. Doch der Kampf um die Kontrolle des Himmels stellt sich als ein noch mörderischeres Unterfangen dar, als gedacht. Als die Chaos-Luftwaffe ihr gesamtes Arsenal zum Einsatz bringt, steht Enothis am Rande des Abgrunds…
Eindrücke und Kritik
Negativ:
Beginnen wir mit den negativen Aspekten des Buches:
Einige kleine Probleme gibt’s zunächst hinsichtlich der Nachvollziehbarkeit, sowohl in sprachlicher als auch storytechnischer Hinsicht. Am Anfang des Buches ist es zunächst etwas schwer sich den Ablauf der Gefechte zu vergegenwärtigen bzw. sie sich bildlich vorzustellen. Das liegt größtenteils daran, dass man „dreidimensional“ denken muss. Bei normalen Landschlachten verläuft der Angriff grob gesagt zwischen zwei sich gegenüberliegenden Fronten. Bei den Luftgefechten wird beschrieben wie Flugzeuge aus allen möglichen Richtungen kommen und waghalsige Manöver fliegen, bei denen sie Höhe, Richtung und Geschwindigkeit laufend ändern. Auch der Pilotenjargon und die Nummernbezeichnung der Flugzeuge bei gleichzeitiger Nennung der Staffelnummer und der Positionsnummer bereitet das ein ums andere Mal ein wenig Kopfschmerzen, wenn man sich das bildlich vorstellen will.
Beispiel: „Karo Zwo war hinter ihr, Karo Eins auf ihrer Vier, Karo Drei auf ihrer Sieben und Karo Vier auf Karo Drei Sieben.“ Der Doppelte Adler, S. 285
Da muss man sich erst einmal dran gewöhnen. Das ist aber nur eine kleine Startschwierigkeit. Nach den ersten 80 bis 90 Seiten ist das kein Problem mehr.
Die Nachvollziehbarkeit einiger Ereignisse krankt, wie schon erwähnt, ebenso an einigen Stellen.
So funkt ein Pilot verzweifelt um Hilfe und als er dann von einem aus der Umbra-Staffel gerettet wird und dieser ihm sagt, er könne jetzt in Sicherheit fliegen, sendet der Gerettete lediglich kurz und nüchtern eine Bestätigung
Solche Stellen kommen zum Glück nur sehr selten vor; nur ein oder zwei Mal.
Negativ fällt auch ein typisches Problem des Heyne-Verlags auf: Übersetzungen. Genauer gesagt die übertriebene Eindeutschung von Eigennamen des 40k-Universums. Das verursacht leider einen kleinen Atmosphäreknick.
Da werden dann aus Thunderbolts -> Donnerkeile, aus Lightnings -> Blitzstrahle oder aus Helltalons -> Höllenklauen
Es fällt zwar nicht so sehr negativ ins Gewicht, aber ich halte es dennoch für erwähnenswert, dass die Charaktere alle recht eindimensional geraten sind.
Der erfolgssüchtige junge Heißsporn, die harte strenge Anführerin, deren älterer, weiser, aber wenig redender Stellvertreter usw.
Das wirkt sich jedoch nicht negativ auf die Atmosphäre oder Story aus.
Positiv:
Aber nun genug des Gemeckers. Schauen wir auf Sonnenseiten dieses Werks. Als erstes schafft es allgemeinhin Interesse zu wecken, da es sich um ein unverbrauchtes Szenario handelt: Luftgefecht und Dogfights statt Landmassenschlachten oder Kampfeinsätze. Da hat man nicht gleich das Gefühl, alles schon irgendwo mal gelesen zu haben.
Sehr stimmig ist auch die Verbindung zu anderen Ereignissen des 40k-Universums, auch wenn die sich auf den abnett’schen Bereich beschränkt.
Es gibt eindeutige Hinweise darauf, dass die Geschichte zeitglich mit „Das Attentat“ aus der Gaunt’s Ghosts Reihe spielt und mit dessen Schauplatz zusammen der derzeitige kritische Frontpunkt des Sabbat-Kreuzzuges ist!
Doch auch wenn die Geschichte nur in diesen kleinen Bereich eingefügt wird, schafft das eine tiefere Atmosphäre, da man sie mit anderen Vorkommnissen davor und danach in Verbindung bringen kann und keine abgeschottete „Blase“ vor sich hat.
Es ist auch sehr schön zu erfahren, wie sich das Leben einiger Nebendarsteller der Gaunt’s Ghosts Reihe entwickelt hat bzw. welche Schlachten diese noch zu schlagen hatten. Es ist somit ein Spin-Off verpackt in einem Spin-Off und somit auch Teil der oben genannten Verknüpfung verschiedener Ereignisse des 40k-Kosmos.
Die ersten Spin-Offs ergeben sich durch die Charaktere: Die Phantiner (Bree Jagdea, Oskar Viltry usw.) aus dem Gaunt’s Ghosts Buch „Die Feuer von Tanith“ und LeGuin, ein Panzerkommandant, der im Gaunt’s Ghosts Buch „Ehrengarde“ eine Rolle gespielt hat. Das zweite Spin-Off zeigt sich durch die Einbindung der Story ins „Aeronautica Imperialis“-System, also dem Ableger von Epic 40k, das wiederum ein Ableger des normalen 40k-Systems ist.
Auch wenn das Groß der Story auf Luftschlachten basiert (und davon gibt’s ‘ne Menge), entsteht keine Monotonie. Zum Einen liegt das am Schreibstil. Zum Anderen an den gut eingestreuten Abwechslung und der ein oder anderen (teils schockierenden) Wendung. Da will ich jetzt mal nicht spoilern, damit die jeder genießen kann.
Der größte Pluspunkt macht das Buch letztendlich zu einem hervorragenden Werk: der Schreibstil (abgesehen von und trotz der oben genannten Mängel). Dan Abnett schafft es perfekt durch seinen Stil eine unglaublich dichte Atmosphäre, einen hohen Spannungsgrad und ein Sympathiegefühl für die Charaktere aufzubauen. Die ruhigen Patrouillenflüge oder der Aufenthalt in der Basis werden in langen Sätzen mit ausgiebigen Vergleichen und detaillierten Beschreibungen geschildert. Die hektischen Luftgefechte jedoch in kurzen, knappen Sätzen oder Wortgruppen und kurze Aufzählungen verfasst. Dadurch wirken sie schnell und es wird ein mitreißendes Mittendrin-Gefühl erzeugt. Man hat sozusagen eine Cockpitsicht.
Davon gibt es natürlich noch mehr: Die Beschreibung der durch Bombenangriffe bedrohten Städte, die Rückzugsgefechte, der mühsame Marsch der Konvois. Alles ist perfekt beschrieben und erzeugt eine zur Situation passende Stimmung.
Last but not least ist es natürlich wunderbar, umfassend darüber informiert zu werden, wie die Arbeitsweise und Militärtaktiken der imperialen Luftwaffe funktionieren. Fluff ist schließlich immer gut…
Fazit
Über den Wolken (eieiei)…
Was kann man nun abschließend zu „Der doppelte Adler“ sagen? Die Story ist durchgehend spannend und atmosphärisch. Kleinere Schnitzer, wie die Fachjargons, die ungewohnte Beschreibung der Gefechte und die Übersetzung der Eigennamen trüben die Atmosphäre anfangs, doch innerhalb der ersten 80 Seiten hat man sich daran gewöhnt und es stört nicht mehr. Vor allem die Verlaufsschilderung der Gefechte möchte man dann nicht mehr missen. Die negative Kritik ist also Gemecker auf hohem Niveau. Insgesamt gesehen wirken sich die negativen Aspekte kaum auf die Qualität des Buches aus. Das unverbrauchte Szenario und der hervorragende Schreibstil machen das Ganze zu einem Buch, das sich quasi von selbst liest. Die klug eingestreuten Wendungen und Abwechslungen sowie das Ende sorgen dafür, dass die Spannung bis zum Ende aufrechterhalten wird.
Insgesamt eine famose Perle zwischen den großen Romanreihen des 40k-Universums, die man auf keinen Fall verpassen sollte. Unbedingt lesen!