[align=LEFT]Autor: Dan Abnett
Buchformat: Taschenbuch
Umfang: 418 Seiten
Sprache: Deutsch
Übersetzung: Christian Jentzsch
Preis: 8,99 €
Verlag: Wilhelm Heyne Verlag
ISBN: 978-3-453-53387-5
Einleitung:
Archaon 40K hat das Werk bereits in einer Rezension behandelt, kommt aber in vielen Punkten zu einem gänzlich anderen Eindruck als ich. Eigentlich wollte ich gar keine zweite Rezension schreiben, aber meine Antwort zu seiner wurde immer länger und ausführlicher, so dass ich sie jetzt einfach mal als zweite Rezension mit abweichendem Fazit anbiete.
Um dies schon einmal vorweg zu nehmen: Blutiger Pakt (wieder mal eine nicht 100% präzise Übersetzung...) ist meiner Meinung nach eines der besten Bücher aus der Geister-Reihe!
Warnung: Ich wusste dieses mal nicht, wo ich mit den Spoilern anfangen sollte und wo aufhören und habe mich deshalb zu sehr sparsamen Einsatz entschieden – Wer also das Buch noch lesen will, ohne doch einiges vom Inhalt vorweggenommen zu bekommen, der liest bitte nicht weiter!
Inhalt:
Nach der im letzten Buch beschriebenen „Jago-Misson“ sind zwei Jahre vergangen. Die Geister wurden in die Reserve versetzt und langweilen sich nun seit fast zwei Jahren auf Balhaut, einer längst befriedeten Welt, fest in der Hand des Imperiums.
Die Ereignisse überschlagen sich, als ein hochrangiger Offizier des Blutpaktes gefangen und nach Balhaut gebracht wird, allerdings lediglich bereit ist mit Gaunt sein Wissen zu teilen und der Blutpakt diese Idee natürlich nicht ganz so gut findet, weshalb er eine Elitestreitmacht aussendet um den Verräter zu eliminieren.
Meine Eindrücke
Mein Verhältnis zu Dan Abnett ist zwiegespalten. Auf der einen Seite halte ich ihn für einen der besten und talentiertesten Autoren der Black Library, auf der anderen Seite stören mich seine immer wiederkehrende Glorifizierung von militaristischen Klischees, bei denen der Krieg angeblich das Beste und Nobelste in einfachen Menschen hervorbringt und die ich gerne provokativ als "Landser-Romantik" beschreibe, weil sich mich vom Schreibstil her an die umstrittenen Heftchen erinnert, immer mehr.
Auch in Blutiger Pakt muss man Weisheiten wie "Soldaten erkennt man an ihrer noblen und geraden Haltung" ertragen - weil man Dan Abnett nun aber eben schon kennt und das Buch ansonsten gut ist, rollt man kurz mit den Augen und liest weiter. Lobend will ich an dieser Stelle aber auch erwähnen, dass Abnett dieses mal deutlich darauf eingeht, was der Krieg langfristig noch so mit den Menschen macht, indem er seine Charaktere an der Rückkehr in ein friedliches Leben scheitern lässt, etwa indem sie teils massiv kriminellen Unsinn anstellen, bloß um sich nicht mehr langweilen zu müssen - Natürlich wird das dadurch noch immer nicht zu, wie manchmal behauptet, Anti-Kriegsliteratur, schon weil die Lösungswege nicht hinterfragt werden, aber es ist ein Fortschritt.
Auf dieser Seite soll es nun aber genug sein, immerhin lesen wir Popcorn-Literatur und keine Lehrstücke.
Zum Inhalt nun noch einmal Gemecker, bevor ich zu den positiven Seiten komme:
Was zum Geier soll der Mist mit Gaunts Hellseher-Psi-Augenimplantanten?
Wozu? Wofür? Larkins magisches Zielfernrohr ist ja schon lächerlich genug, aber das? Die Implantate erfüllen für die Story überhaupt keinen Zweck, man bekommt lediglich den Eindruck, dass man sich in einer verdammten Feen-Welt aufhält, in der jeder dritte Gegenstand den die Protagonisten erhalten irgendwie "magisch" oder "episch" ist, weil ihm unerklärliche Magie innewohnt... Ich bin mir ja durchaus bewusst, dass wir uns in einem High-Fantasy-Genre befinden, indem (Warp-)Magie ständig auftaucht - aber diese Kinklerlitzchen, dass natürlich ausgerechnet auf die Implantate, die Gaunt später bekommen sollte, ein Engel des Imperators seinen Haufen gesetzt hat, wodurch sie hellseherische Fähigkeiten bekommen haben - Ich bitte euch, wie glaubwürdig ist das denn bitte noch? Weniger ist manchmal mehr Herr Abnett
Weniger ist aber nicht immer mehr, weshalb ich zum Beispiel gerne erfahren hätte, warum der Verräter-General, der sich im Verlaufe des Szenarios fast schon loyal und ehrenhaft verhält, wirklich nur mit Gaunt sprechen will – Ist das nur der Gegenseitige Respekt unter kernigen Offizieren? Und warum will er überhaupt gegen seinen früheren Herrn aussagen? Nur um sein Leben zu schützen? Warum dann der Zauber mit Gaunt? Ist jetzt kein Weltuntergang, hätte man aber in ein paar Sätzen besser erklären können.
Nun aber endlich zu den positiven Seiten:
Dan Abnett macht Spaß, weil er Sprache lustig und intelligent einsetzt. Ich mag zum Beispiel die Idee, dass er seine Charaktere schimpfen lässt wie die Rohspatzen, ohne dabei selbst das Sprachniveau zu senken. Einfach nur Fäkalsprache zu benutzen ist eben bei weitem nicht so witzig zu lesen wie:
"Es gab eine Bezeichnung für den kommandierenden Offizier des 52. Bremenen, aber die hätte Victor Hark niemals in der Gegenwart von Damen benutzt. Als er im wehenden Schneetreiben zu den Kasernen der Tanither zurückstapfte, waren keine Damen anwesend, also benutze er sie freimütig und oft."
"Xomat schilderte Daur in bildhafter Deutlichkeit, was Daur machen konnte, falls er eine Reihe spezieller landwirtschaftlicher Gegenstände, Vieh und eine Mittel fand, kurzfristig eine ältere Verwandte zu erreichen."
Was diesen Band so schön zu lesen macht, ist zum einen die Ausarbeitung von altbekannten Gegebenheiten (Rawne als eiskalter Bastard, Meryn als Meckerfritze, Daur als "Guter" usw) und dem Einsatz von neuen Elementen.
- Es gefiel mir ausgezeichnet, dass viele altbekannte Muster in diesem Buch umgedreht wurden. Dieses Mal war es eine kleine aber mächtige Elitetruppe des Erzfeindes, die in die Hochburg des Imperiums einfiel und sich gegen eine teils anonyme Übermacht durchsetzen musste und sich als erstaunlich zäher und mörderischer Haufen erwies, von denen einige sogar ein bisschen Charakter erhielten.
- Ebenfalls interessant war es, Einfluss und Verhalten der Inquisiton mal wieder von der anderen Seite zu sehen. Inquisior Rime war einfach klasse, ein sehr interessanter, undurchsichtiger Charakter, so wie es sich für einen Inquisitor und sein Gefolge gehört.
Man fragte sich natürlich, warum der gute Mann sich teilweise erpressen ließ und nicht einfach will rumexekutierte, aber die Tatsache, dass man am Ende erfährt, dass er eben nicht die gesamte Macht des Ordo hinter sich hatte, lässt es glaubwürdig und stimmig erscheinen.
- Die tanithischen Späher einmal hilflos und verwirrt zu sehen, war eine interssante Abwechslung. Die Geister ihrer größten Stärke beraubt in einem Kampf gegen einen zahlenmäßig unterlegenen Feind. Ein sehr wichtiges Element in dieser Geschichte mit ungedrehten Verhälnissen. Außerdem: Mkoll hatte nun schon wirklich genügend Sternstunden. (Besiegt eine Chaos-Cybot, trickst den besten Assassinen des Erzfeindes aus usw. ). Immerhin sind er und seine Späher trotz allem nur ein normaler Mensch, da erscheit es glaubhaft, dass auch er von einer speziell gezüchteten Hexe verwirrt wird, die so mächtig ist, dass sie eine kleine Schlachtfeld mitten in der Schlacht abschirmen kann und gigantische Schneegestöber heraufbeschwört um den Imperialen die Suche nach dem Blutpakt zu erschweren. Herunterfahren des teils überspannten Powerlevels an der richtigen Stelle. Gute Entscheidung des Autors.
Auch das Finale, mit seiner eher dezenten Endschlacht passt gut ins Gesamtbild –
Die Hexe hätte vielleicht etwas mehr Aufmerksamkeit bekommen können, nachdem sie zunächst so mächtig war, aber irgendwas ist ja immer^^ Am Ende der Hatz gab es vielleicht noch 20 Blutpaktler, die ihr Leben nochmals sehr teuer verkauften und unter anderem zahlreiche Elitesoldaten mitnehmen
. Mehr wäre aber übertrieben gewesen und hätte nicht wirklich zum Szenario gepasst.
Fazit:
Ich habe das Buch innerhalb sehr kurzer Zeit mit Freunde verschlungen - Nach elf Bänden mit blutigen Schlachten oder den teils zu überlegenen Einsatzkommandos der Geister, war dieses ingesamt intelligent geschriebene Werk für mich ein lange vermisster Höhepunkt der Reihe.
Gerade weil dieses Buch etwas anders ist, als die bisherigen elf, ist es meiner Meinung nach genau das Richtige für fast jeden 40K-Leser. Wer die Geister schon kannte und mochte, der findet hier Einblicke in andere Aspekte des inzwischen etwas ausgereizten Plots, wer sie noch nicht kannte, kommt schnell rein, weil man auch ohne Vorwissen einsteigen kann und eine schönen Blick ins 40K-Universum bekommt.