Ciaphas Cain - Hero of the Imperium von Gambler

Einleitung:
Ciaphas Cain – Hero of the Imperium ist der erste Sammelband um den gleichnamigen Charakter des 40k-Universums. Das Buch enthält die ersten drei Romane For the Emperor, Caves of Ice und The Traitor’s Hand sowie die drei Kurzgeschichten Fight or Flight, Echoes of the Tomb und The Beguiling. Dabei sind die Romane immer von den Kurzgeschichten getrennt: also erste Kurzgeschichte, erster Roman, zweite Kurzgeschichte, zweiter Roman usw. Damit die Rezension nicht zu sehr ausartet, werde ich den kompletten Sammelband rezensieren und nicht jede einzelne Story. Aus dem gleichen Grund werde ich keine Inhaltsangabe zu den Kurzgeschichten machen. Die Romane sind dabei wie eine Biographie Cains aufgebaut, die von einer Inquisitorin mit Fußnoten kommentiert werden.

Inhalt:
Kommissar Ciaphas Cain: Kommissar, Held, Feigling! Dank seines ausgeprägten Überlebenswillens versucht er immer möglichst gefährliche Situationen zu umgehen. Da dies nicht immer planmäßig funktioniert, häuft er mit der Zeit eine immer größere Reputation an, die ihn in noch mehr Ärger bringt.
Zunächst versucht er auf Gravalax, einem Planeten an der Grenze zum Sternenreich der Tau, diplomatische Lösungen im schwelenden Konflikt mit den gleichnamigen Xenos zu finden. Nach einem Anschlag auf den Himmlischen macht sich Cain zusammen mit der Inquisition auf die Suche nach einer Verschwörergruppe, die ein erschreckendes Geheimnis der gravalaxischen Gesellschaft offenlegen…
Jahre später soll er zusammen mit seinem Regiment (das 597. Valhalla) eine Promethium-Raffinerie auf Simia Orichalcae vor einem Orküberfall schützen. Doch unterhalb der Füße der Verteidiger lauert eine wesentlich größere Bedrohung…
Schließlich muss Cain zusammen mit seinem und anderen Regimentern eine Pufferzone gegen einen Chaos-Überfall auf Adumbria herstellen bis Verstärkung eintrifft. Allerdings hat keiner mit dem Chaos-Kult gerechnet, der von vornherein versucht die Verteidigung zu zersetzen und auch neidische Kollegen machen Cain Schwierigkeiten…

Eindrücke und Kritik:
Negativ
Wie gewohnt, beginne ich mit der Meckerei.
Das größte Manko des Sammelbandes UND der einzelnen Romane sind die ständigen Wiederholungen bestimmter Sachverhalte wie Jurgens phlegmatische Einstellung oder der Grund, warum Cain vorgibt, sich um seine Soldaten zu kümmern. Das geht einem so aber Mitte des Buches ziemlich auf die Nerven.
Ein weiterer Punkt, wenn auch nicht so tragisch, ist das zeitliche Hin und Her des Sammelbandes. So spielt die zweite Kurzgeschichte wesentlich früher als der erste Roman, der zweite Roman aber zeitlich korrekt nach dem ersten. So wird es ein wenig diffus, was aber schnell überwunden wird.
Zuletzt will ich noch auf einen formalen Mangel hinweisen: Die Fußnoten der Inquisitorin sind nicht fortlaufend, sondern beginnen bei jeder Seite wieder mit „1“. Ja, ich weiß: Man kann auch zu haarspalterisch sein, aber ich wollte es nur erwähnt haben.

Positiv
Weit gewichtiger sind die Sonnenseiten des Sammelbandes:
Die Ausgestaltung des Buches als Biographie Cains (in Ich-Perspektive) und die beißenden Kommentare der Inquisitorin in den Fußnoten sind einfach herrlich und stimmig umgesetzt und umgehen so den eingeschränkten Blick eines Ich-Erzählers, um die Stories gut in einem Gesamtkontext der Konflikte einzuordnen.
Ebenso ist die sprachliche Vielfalt sehr hoch. Und auch die Menge an Fluff wie bspw. die detaillierten Kompetenzen eines Kommissars (Kriegsgerichtsprozesse leiten etc.) und die Einbindung in das bestehende 40k-Universum (es gibt Bezüge zu Gaunt und Tanith) sind dem Werk anzurechnende Aspekte.
Das größte Plus (und das macht in der Tat für mich ca. 80% des Buches aus) ist die Figur „Ciaphas Cain“ selbst. Am besten ist natürlich seine sarkastische und zynische Ausdrucksweise, die den Leser zum Schmunzeln und zum lauten Auflachen verführen. Es ist einerseits sehr witzig mitzuerleben, wie er durch dumme Zufälle als immer heroischer angesehen wird, während er andererseits trotz seiner Feigheit und Paranoia (oder gerade deswegen) immer noch ein gewiefter Taktiker und Stratege ist, seine Kompetenzen auszureizen weiß und ein hervorragender Krieger ist. Normalerweise sind feige 40k-Charaktere ja eher plump, dick und dumm. Er entspricht somit absolut nicht den gängigen 40k-Roman-Klischees.
Mehr noch spielt Sandy Mitchell gekonnt mit eben solchen Klischees: seien es Gouverneure, als Freihändler getarnte Inquisitoren oder die Kampfleistungen der PDF.

Fazit:
Neben den üblichen düsteren und blutrünstigen Romanen der Black Library ist dieser Sammelband eine wahre Wohltat und willkommene Abwechslung: vordergründig sehr humorvoll, ein tief ausgestalteter Hauptcharakter entgegen typischer Klischees, eine unkonventionelle Gestaltung und ein hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis. Da stört auch der ein oder andere Schwachpunkt kaum. Ich kann nur sagen, ich hatte extrem viel Spaß und Freude dieses Werk zu lesen und kann es nur jedem wärmstens empfehlen (mit der Schaffung der Black Library Deutschland kommen wir evtl. auch bald in den Genuss einer deutschen Fassung).

Wertung:
8/10