Die Entwicklung kann man eigentlich direkt von der Einheitsrichtung im Management in allen Bereichen und GWs eigener Geschichte.
Gerade bei GW gibt es seit langem das Konzept, dass die Fans bleiben und weiter Geld ausgeben egal was man macht. Wenn man ehrlich zu sich ist werden die meisten von uns sich da selbst an die Nase fassen können.
Ohne Neukunden stirbt ein System aber schnell. Fantasy ist ja das beste Beispiel. Da wurde zu stark versucht die Kundschaft zu melken ohne viel an neuen Bausätzen raus zu bringen. Der Trend war ja über mehrere Editionen hinweg die Einheitenblöcke immer größer zu machen und den Spieler zu zwingen immer mehr Modelle zu kaufen. Wenn du dann aber mal geschmeidig >100€ pro Einheit rechnen musst und eine gute Armee ihre 800+€ kostet... oh Wunder, potenzielle Neukunde nimmt seinen Hut und geht zu einem anderen System. Genau das war es ja was Hordes/Warmachine einen so starken Zustrom beschert hat.
Und was waren die häufigsten Kritiken an 40k die letzten Jahre? Zu komplexe Regeln, man wird von einer Unzahl an Einheiten/Optionen erschlagen wird als Neuling und zu oft hat man Geld, Zeit und Mühe in eine Einheit gesteckt welche direkt furchtbar oder sogar unspielbar wurde als man sie endlich für die Platte bereit hatte.
Statt einer anständigen Auswertung und Ursachenfindung hat GW einfach per Schnellschuss überall draufgehackt was an eines der Probleme erinnert hat.
Die Komplexität welche die Spieler gestört hat war eigentlich ein Regelschwall der durch das ständige neue Regel irgendwo oben drauf packen entstanden ist. Das System war nicht komplex weil man zwischen einem Raketenwerfer oder Flamenwerfer wählen musste sondern weil wortwörtlich jede Einheit zu jeder Zeit in einem Codex eine Ellenlange Liste an Regeln auf sich hatte. Faktionsregel (zB Space Marine Doktrin), Unterfaktionsregel (zB Ordensregel), Kontingentregel, Sonderregeln vom Chars (ob nun Aura oder jetzt bei angeschlossenen), Ausrüstungs-Sonderregeln (zB Melter oder Flamer) und sowas wie Deckung, Sichtline, ObSec, etc. Und dann kommt noch Interaktion mit gegnerischen Regeln, zusätzlichen Buffs wie Segen und Schlag mich tot und natürlich Stratageme.. Ein neuer Spieler musste damit zu jedem Zeitpunkt ein Dutzend Regeln im Kopf behalten nur mal ein paar Minis über die Platte zu schubsen. Das ist einfach Irrsinn.
GWs Lösung? Sie streichen einfach an irgendeiner Stelle eine Regel raus. Und packen dafür noch mehr Regeln anderswo wieder drauf.. Jetzt hat ja wortwörtlich jede einzelne Einheit im Spiel eine individuelle Sonderregel bekommen. Was hat es also gebracht auf Ordensniveau zu streichen?
Im Grunde hast sich hier überhaupt nichts getan.
Die Unzahl an Einheiten trifft eigentlich auch nur bei Space Marines zu. Es dürften an die 100 Einheiten sein welche man als Astartes nun hat. Natürlich fühlt sich ein Neuling total erschlagen von 5 verschiedenen Land Speeder Varianten die sich für ihn auf den ersten Blick kaum unterscheiden und für ihn überhaupt nicht klar ist was die Rolle dieser Einheit überhaupt sein soll. Dass ein Harlequin-Spieler gerade mal 8 Auswahlen hat, und Nu-Squads auch nur ein Dutzend haben und das Problem einfach vom ewigen Gespame an Marine Optionen herrührt... darauf wird GW niemals kommen. Sie werden weiter jedes Jahr einen Marine Release machen und damit genau die Armee welche IMMER in einer Starterbox enthalten ist komplett zu überladen..
Dass es GW seit 6 (!) Jahren nicht hinbekommen hat eine anständig funktionierende App raus zu bringen (die aktuelle hat ja auch wieder Probleme..) um den Listenbau zu vereinfachen ist alles andere als hilfreich..
Was ist GWs Lösung? Sie streichen komplett willkürliche Optionen. Hauptsächlich Waffenoptionen, aber dazu kommen wir gleich.
Die allgemein wohl legitimste Kritik war wie schnell eine Option, selbst innerhalb einer Edition, entwertet werden kann. Realistischerweise braucht ein durchschnittlicher Spieler im Durchschnitt ein paar Wochen zwischen dem Kauf einer Einheit bis er dazu kommt sie fertig auf die Platte zu bringen. Wenn man alle 3 Monate die Regeln ändert oder durch einen neuen Release entwertet macht es wenig Spaß sich eine Einheit aufzubauen welche auf dem Spielfeld nicht ansatzweise das liefert was einem vor dem Kauf versprochen wurde..
Noch schlimmer ist es natürlich wenn ein kompletter Neuling seine Einheit nach der Bauanleitung zusammenbaut und dann beim ersten Spiel merkt, dass das was er da hat schlichtweg nicht spielbar ist. Weil es eben zB 4 Waffenoptionen gab, man aber nur 2 davon nehmen darf. Das ist mMn primär ein Problem mit GWs Anleitungen und das teils drastische Ändern von Regeln nach irgendwelchen unnachvollziehbaren Kriterien welche man nicht mit dem aktuellen Bausatz darstellen kann.
GWs Lösung ist hier einfach da wo ihnen das komplett willkürlich gerade in den Sinn kam Optionen entweder an die Möglichkeiten der Box anzupassen oder einfach zusammenzufassen.. Vollkommen unabhängig davon ob es für den Existenzgrund der Einheit innerhalb der Faktion überhaupt Sinn macht oder nicht.
In allen 3 Fällen waren es Schnellschüsse welche gekonnt am Problem vorbeigehen.
Die Regeln sind immer noch 6+-fach gestapelt (und dabei planlos im Regelbuch verteilt) statt sie möglichst zusammenzufassen und das System so zu gestalten, dass man zumindest einen Teil optionel macht. Dann kann ein Anfänger mit nur 2-3 Regeln pro Einheit seine ersten Spiele machen und nach und nach die Komplexität steigern. Statt dass man direkt mit der vollen Komplexität des Systems starten muss.
Bei den Space Mariens müsste man mal ernsthaft schauen ob man Einheiten nicht zusammenlegt. Ich weiß ich habe anderswo gelobt, dass die Datenblätter übersichtlicher sind wenn man die Optionen nach "Captain in Terminatorrüstung" macht. Aber es ist einfach unsinnig, dass man einem Neuling ein halbes dutzend Varianten Einheiten als Option präsentiert wenn es effektiv die gleiche Einheit ist nur an einem anderen Ast im Baum hängt. Die Einheit sollte "Captain" sein und je nachdem welche Option man bei der Rüstung etc wählt nimmt man das entsprechende Datenblatt zur Hand, welche aus in der Box enthalten sein sollte. Ja, es ist mehr blättern, aber so wird man nicht direkt von 100 Scheinoptionen erschlagen wenn 80% davon die gleiche Einheit mit anderer Ausrüstung ist.
Und bei den Regeln sollte man sich auf grundlegende Dinge pro Einheit festlegen welche bei den Regeln immer gleich bleiben sollten. Das kriegen sie beim taktischen Trupp irgendwie hin, da sind die Optionen seit jeher 1 schwere und 1 Spezialwaffe bei 10. Bei anderen schwanken die Optionen so extrem, dass man es nicht mal mit neuem Gussrahmen beheben könnte. Die andere große Änderung war etwas was sie eigentlich schon vor langem eingeführt aber nie konsequent gemacht haben... Regeln bei der Anleitung in der Box hinzufügen. Direkt ganz am Anfang schreiben "in dieser Box sind Optionen für X, eine Einheit aus Y kann davon bla pro blup haben". Also genau das was man im ersten Punkte festgelegt hat direkt ganz am Anfang klar machen. Wenn jemand die Einheit trotzdem anders baut.. dann hat er sich halt dazu entschieden es so zu tun obwohl es klar angegeben war.
Allgemein ist das größte Problem von GW, dass sie vollkommen planlos an viele Dinge herangehen und sich nicht ausreichend Gedanken bei Problemen machen. Es wird einfach irgendwas gemacht und die Probleme soll dann jemand im Nachhinein ausbügeln.. Das fängt doch schon beim Design an. Es ist komplett willkürlich wie viel Freiheit den Designern gegeben wird.
Bei Space Marines wird halt ein unendlicher Strom von Einheiten gefordert, egal ob die Existenz der Einheit überhaupt Sinn macht. Dazu kam, dass bei den Primaris noch zusätzliche Vorgaben mit "takticool" und dass man alle ikonischen Optionen in Primaris-Form drin hat. Der Desolatortrupp ist ja ein Beispiel dafür wie der Designer verzweifelt versucht hat die Vorgaben zu erfüllen und das Ergebnis eben nicht so dolle war.. Bei vielen anderen Faktionen bekommt man dann einfach 2-3 Editionen lang nichts, im Extremfall werden eigentlich fertige Einheiten jahrelang zurückgehalten (Beispiel Plastik Schwarmtyrant und große Dämonen welche 2 Editionen vor Release schon als fertig galten). Statt dringendster Bedarf (Finecast, geringste Modellanzahl und längste Zeit ohne neue Modelle) > Community-Wunsch > Fluff-Schreiber-Konzepte > Modell-Designer-Konzepte > Regel-Balance-Bedarf > sonstiges Marketing hat man allgemeines Marketing > Modell-Designer > Community-Wunsch > Wunsch von Senior-Mitgliedern >>>>> sonstiger Bedarf. Das Marketing liegt meist einfach falsch, die Designer haben oft keinen Plan vom Fluff und machen Zeug mit dem niemand etwas anfangen kann und am Ende hat hat eigentlich niemand was er wollte, aber immerhin sieht es meist gut aus.
Bei den Regeln ist es offensichtlich nicht besser. Da wird teils einfach irgendwas gemacht und soll dann vom Balance-Team irgendwie gefixt werden..