Interview mit einem Kriegsherren - Zweite Staffel

  • Zitat

    Keine Armee gleicht der anderen, alles kann irgendwie angepasst oder verschönert werden, ganz wie man möchte (wer rechnet auch schon damit, dass rosa Space Wolves so genial sein können?).


    :glas::headbang:


    Sehr schönes Interview wieder!

  • Seid gegrüßt werte Leser,


    nachdem der Moderator der Interviews durch eine hartnäckige Seuche des Nurgle lange Zeit Rost angesetzt hatte, ist alles wieder blitzblank poliert. Die Show kann weitergehen. Heute haben wir den Jagdhund des Imperiums zu Gast. Er ist neben seinen Tätigkeiten bei einem Online-Spielemagazin und dem Tilgen von Ketzern auch noch schützender Vater für seine Welpen. Die Rede ist natürlich von meinem Kollegen Hjalfnar Feuerwolf. Als Wolf verschlingt er nicht nur massenhaft Fleich, sondern zudem jede Menge Literatur. Sein Wissen über die hellsten und dunkelsten Geheimnisse des Universums sind gewaltig. Mal sehen, was er uns zu erzählen hat...


    Wie und wann bist Du zu 40k gekommen? Wie sah Dein „Werdegang“ im Hobby aus?
    Oh, wann war das. Müsste ca. 2002 gewesen sein. Ich war und bin immer noch eine gewaltige Leseratte, wenn ich Zeit und Ruhe habe, verschlinge ich gerne bis zu 800-1000 Seiten Tom Clancy an einem Tag. Jedenfalls ging mir der Lesestoff aus und ich stöberte in unserem örtlichen Buchladen etwas herum. Dabei stolperte ich über den Roman "Ragnars Mission" von William King. Irgendwie klang die Story interessant und das Cover war hübsch trashig, also wurde gekauft und gelesen. Fand das Buch super, und habe dann nicht weiter drüber nachgedacht. Ein paar Tage später war ich dann bei einem Kumpel und entdeckte bei ihm im Bücherregal (ich suche überall nach Lesestoff!) das gleiche Logo: Warhammer 40.000. Auf dem Rücken eines großen, recht dicken Buches. Es war das Regelbuch der 3. Edition, mit den Black Templars vorne drauf und so herrlich grimdark! Keine zwei Wochen später holte ich mir den ersten Roman der Schwarzmähne-Reihe (Ragnars Mission ist der zweite) sowie den Codex Space Marines und den Codex Space Wolves. Über die Jahre folgten natürlich mehr und mehr Minis, Codizes etc. Heute habe ich um die 5000-6000 Punkte Space Wolves. Sie sind immer noch meine einzig wahre Liebe, auch wenn ich etwas entsetzt bin, was GW ihnen und dem Hobby allgemein die letzten Jahre antut. Leider komme ich seit bald zwei Jahren nicht mehr zum wirklichen spielen, aber meine Armee bleibt und Nachwuchs und Ehefrau arbeiten ja gerade langsam auf Armeen hin, somit sollte sich da bald wieder etwas ergeben.


    Was macht für Dich das Hobby aus? Was gefällt Dir daran am Besten?
    Der Hintergrund, das Basteln und das Spielen! Es ist eine erfrischende Abwechslung zu den vielen allgemein bekannten SciFi-Universen, in denen am Ende irgendwie alles Friede-Freude-Eierkuchen ist, mehr oder weniger. Bei 40k wird es nur schlimmer oder vielleicht ein bisschen besser, bevor es wieder gleichschlimm wird. Die Hoffnung ist irgendwo ganz am Ende eines unendlich langen Tunnels. Aus irgend einem Grund spricht mich das mehr an als z.B. Star Wars, auch wenn ich davon ebenfalls ein großer Fan bin. An Sachen herumbasteln machte mir auch schon immer Spaß. Kleinigkeiten umbauen, ein wenig experimentieren. Aber am meisten Interesse hatte ich immer am Kampf mit anderen Spielern. Mir ging es dabei nie ums gewinnen. Spaß muss es machen! Ungleiche Gefechte, Fluffarmeen, hintergrundbasierte Gefecht und Kampagnen, abgefahrene Schlachtfelder mit speziellen Regeln, sowas hat es mir immer angetan.


    Welches ist Dein bevorzugtes Volk / Legion / Orden?
    Äh. Ja. Space Wolves, offensichtlich. Das Imperium an sich gar nicht so sehr, noch ein Grund für die Space Wolves. Die Vlka Fenryka (das ist übrigens eine Mischung aus Polnisch, Rumänisch und skandinavischen Sprachen, elegant!) sind Krieger, keine Soldaten. Sie haben einen gewissen Ehrenkodex, schrecken aber auch vor extremen Maßnahmen nicht zurück, um den Sieg zu erringen. Und wenn das geschafft ist, wird kräftig gefeiert, gezecht und Kriegsgeschichten gelauscht. Finde es schade, dass sich Games Workshop bei den Wölfen des Imperators mehr und mehr vom Space-Vikings-Schema abwendet und das Wolfsthema so überbetont, damit verlieren sie im Moment doch sehr an Charme, wie ich finde. Trotzdem sind sie meine Truppe, und ich habe nur wenig Interesse an anderen, nicht von mir selbst entworfenen Orden.


    Erzähl uns ein wenig über Deine Hauptarmee! Wodurch wurdest Du bei ihr inspiriert?
    Ah, eigentlich von nichts. Mir schwebte die Idee einer Großkompanie der Space Wolves vor, die sich nicht so sehr auf ihre Nahkampfkraft und Wildheit verlässt, sondern mehr auf Schläue, Rudeltaktik sowie wölfische Geduld. Wölfe können ihre Opfer über dutzende Kilometer verfolgen, langsam und methodisch, bis der exakt richtige Moment zum zuschlagen gekommen ist. Sie kreisen die Beute ein, arbeiten sich vorsichtig und methodisch heran, bis sie selbst eigentlich überlegene Gegner genau im für ihn falschen Moment erwischen. Aber dann kämpfen sie über Stunden, bis die Beute gerissen ist. Kein Hit and Run. Der Gedanke gefiel mir. Wenn ich so drüber nachdenke, haben mich also wohl Polarwölfe inspiriert. Dementsprechend entwarf ich einen recht alten, erfahrenen und ruhigen Wolfslord, eben Hjalfnar Feuerwolf, um die 700 Jahre hat er auf dem Buckel. Seine Großkompanie hat einen hohen Anteil an Graumähnen und Wolfsfängen, und seine Wolfsgarde macht einen beträchtlichen Prozentsatz seiner Krieger aus. Am Hintergrund schraube ich immer noch, und wer etwas über Hjalfnars Werdegang erfahren will, kann ja gerne seine (noch lange nicht abgeschlossene) Saga im Story-Bereich nachlesen!


    Sammelst Du weitere Armeen?
    Nein. Nicht, dass es mich nicht reizen würde. Irgendwo fliegen noch ein paar Dreamforge-Valkirs rum, und irgendwann sind mal Kaerl-Truppen geplant. Für die nähere Zukunft werden wohl Horus-Heresy-Wölfe aufgestellt. Die Scharfrichter des Imperators, wie man sie damals manchmal nannte, haben es mir halt angetan.


    Zeige uns doch bitte ein Bild Deines Lieblingsmodells!
    Oh, das ist schwierig. Ich mag das meiste an den Wölfen...außer Logan Grimnars bescheuerten Schlitten. Aber um ehrlich zu sein, einen sehr klassischen Favoriten habe ich schon immer gehabt, den alten Zinn-Bjorn! Meiner ist gerade in Einzelteilen und soll langsam mal mit einer Plasmakanone aufgewertet werden. Das neue Modell kann ich leider absolut nicht leiden...


    Wie würdest Du Deinen Spielstil beschreiben?
    Habe ich noch einen?! Nach zwei Jahren Pause wohl eher nicht. Grundsätzlich war es aber immer Feuerkraft auf mittlere bis kurze Distanz, und dann ran an den Feind. Gerne auch mit Transportern oder Land Raidern. Abgerundet mit ein paar Sturmterminatoren-Wolfsgardisten bzw. später Donnerwölfen.


    Was war Dein größter Erfolg, dein schönstes Erlebnis im Hobby?
    Hm. Da gabs einige. Wirklich im Gedächtnis geblieben ist mir noch aus der dritten Edition, als einer meiner Rhinos einen Blutdämon überfuhr. Damals durfte man bei Panzerschocks nicht mit Nahkampfattacken zuschlagen. Mein Gegner wollte aber unbedingt Tod oder Ehre machen. Ich habe ihn drei Mal gefragt und dann seinen Blutdämon vom Feld genommen. Das tat echt weh...und war sehr amüsant! Dann einmal mein Zinnbjörn, mein CSM-spielender Freund stieß ihn versehentlich vom Tisch und der Zinnklumpen bohrte sich als Dankeschön Klaue voran durch seinen Turnschuh in den Fuß. Herrlich! Er hat Bjorn seit dem nicht mehr zerstört bekommen. Und schlussendlich, als gerade Apokalypse draußen war, sprengte eine einzelne überlebende Graumähne den brandneuen Baneblade eines Gegners mit ihrem Melter. Die Explosion fegte ein Viertel der feindlichen Armee vom Feld...die Graumähne, die nur ein paar Zoll hinter dem Panzer in einem Krater gehockt hatte, schaffte allerdings ihren 5+ Retter. Es folgte ein Umbau zum Wolfsgardisten.


    Was war der größte Reinfall?
    Gab eigentlich nie einen. Also, naja. Ein Kumpel stampfte mich immer wieder in den Boden mit seinen Tyraniden. Das war nachdem in der fünften Edition der neue SW-Dex rausgekommen war. Ich war kurz davor, alles hinzuschmeissen, weil ich mit den neuen Wölfe überhaupt nicht mehr klarkam. Vor lauter Verzweiflung schaute ich mich im Internet um. Und landete hier. Also eigentlich doch kein Reinfall.


    Welchen BL-Roman sollte man unbedingt mal gelesen haben?
    "Know no fear" aka "Kenne keine Furcht" hat meine Ansichten über die Ultramarines und ihren Primarchen radikal umgekrempelt. Genialer Roman! Von den Schwarzmähne-Romanen, die mich ins Hobby gebracht haben, rate ich inzwischen auf Deutsch aber unbedingt ab.

    Welche andere 40k-Publikation darf man nicht verpasst haben?

    Die guten alten Index-Astartes-Hefte. Heute extrem teuer, ich hatte alle vier deutschen Publikationen, ehe ich sie für ca. 250€ verkaufte...um meine Armee aufzustocken. Kein schlechter Deal. Schaut euch um, ihr findet sie als PDF immer noch im Internet.


    Verfolgst Du regelmäßig Hobby-Blogs? Welchen kannst Du besonders empfehlen?
    Nein, eigentlich nicht. Eher den Gerüchte-Bereich im Forum.


    Womit beschäftigst Du Dich aktuell im Hobby? Wie sehen Deine Pläne für zukünftige Projekte aus?
    Vor allem den PC-Spielen und dem Hintergrund. Für die Zukunft steht wieder mehr spielen auf dem Programm, und eine 30k-Wölfe-Armee!

    Was bedeutet bzw. woher kommt eigentlich Dein Nickname?

    Ausgedacht. Komplett. Der Vorname Hjalfnar ist ein Unikum, für das es keine Vorbilder gibt. Dementsprechend ist seine Bedeutung auch völlig mir überlassen und bleibt ein Geheimnis. Laut meinem eigenen Hintergrund hat er aber einige unterschwellige Bedeutungen für die Space Wolves. Und es ist natürlich der Name meines Wolfslords. Ach ja, man spricht ihn "Chjalfnar" aus, mit sanftem Ch, wie bei "nicht".


    Wenn Du drei Wünsche im Hinblick auf das Hobby frei hättest, welche wären das?
    1.: GW sollte sein Geschäftsmodell umkrempeln von "Haut ständig neues raus und ertränkt die Hobbyisten in Publikationen und neuen Minis!" zu "Sinnvolle Neuerungen zu sinnvollen Preisen".
    2.: Die Rüstungsspirale abschalten. Im Moment sehe ich irgendwie nur ständig größere und stärkere Einheiten auf dem Feld. Da fehlt mir das Fleisch, also die Infanterie, am Skelett. Dabei finde ich gerade Infanterietaktik spannend.
    3.: Gebt mir den Roman zur Schlacht um den Imperialen Palast!


    Gibt es noch etwas, was Du immer schon mal loswerden wolltest oder hast Du einen speziellen Tipp für unsere Forumsmitglieder?
    Die Saga des Feuerwolfes wird niemals enden! Und um Videos posten zu können, einfach das s aus https löschen, schon könnt ihr Videos einbinden. Ich weiß nicht, wie oft ich das schon erklären musste. Ach ja, und natürlich: Für Russ und den Allvater!

  • Ich fand die mit der Zinnmitiatur im Fuß des Gegners auch nicht schlecht ...


    Sympatischer Zeitgenosse, der Hjalfnar, aber das wußten die Eingeweihten ja schon immer :D



    Danke für das spannende Interview!

  • Und um Videos posten zu können, einfach das s aus https löschen, schon könnt ihr Videos einbinden. Ich weiß nicht, wie oft ich das schon erklären musste.


    Geile Antwort, ich schmeiß mich weg. :D


    Cooles Interview, cooles Konzept von den SW, so stelle ich sie mir auch vor: mehr Vikinger als Wölfe.

  • Freut mich, dass es gut ankommt! :D

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    "God-Emperor? Calling him a god is what started this mess in the first place..."
    Bjorn the Fell-Handed

    Calculon zu GWs Releasepolitik: Je schneller das Karussel fährt, desto besser kann man Kotzen :D

  • Nachtschatten

    Hat den Titel des Themas von „Interview mit einem Kriegsherren - 2nd Edition - Diese Woche: Hjalfnar Feuerwolf“ zu „Interview mit einem Kriegsherren - Zweite Staffel“ geändert.