# Taschenbuch: 592 Seiten
# Verlag: Heyne Verlag (13. September 2010)
# Sprache: Deutsch
# ISBN-10: 3453526961
# ISBN-13: 978-3453526969
# Originaltitel: Titanicus
Den Autor dieses noch recht jungen Buches sollte jeder 40kler ja schon kennen. Er hat mit seinen Romanen oft sehr gelungen das 40k-Feeling eingefangen. Viele der GG-Bücher, sein Schlangenschwur und besonders die Eisenhornbücher waren eindrucksvolle Beispiele, wie 40k für den Leser lebendig wird. Dabei braucht er nichteinmal den Focus auf die Schlachten zu legen.
Was Abnett von den anderen 40k-Autoren und auch von vielen anderen Autoren die ich kenne abhebt ist sein ausgefeiltes Charakterdesign und die Verzahnung der verschiedenen Charaktere zu einer zusammenhängenden Geschichte. Nicht immer gelingt ihm das, aber ich denke den Anspruch den er dabei an sich selbst legt ist verdammt hoch. Auch wenn er sich in seinen vielen Figuren verheddert, so sind sie doch alle immer interessant. Und gerade diese Figurenvielfalt, die er in seinen Romanen aufbaut ist es, was Warhammer kennzeichnen sollte. Unzählige Figuren in einem Universum der Massen. Focussiert man sich nur auf eine Heldenfigur, dann bleiben viele andere Sichtweisen auf das Geschehene verborgen. Dessen ist sich Abnett offenbar bewußt.
Zusammenfassung:
Das Setting ist recht simpel. Zur Zeit des Sabbat-Feldzuges greifen die Chaosmächte die Fabrikwelt Orestes an. Die dort stationierte Titanenlegion Tempestus ist den Maschinen des Chaos zahlenmäßig unterlegen und ohne Hilfe wird die wichtige Fabrikwelt, die auch Nachschub für den Sabbat-Feldzug produziert fallen. Durch den Hilferuf der orestischen Fabrik (sprich des Mechanicus) entscheidet sich die Titanenlegion Invicta ihre Befehle duch den Kriegsherren Macaroth zu ignorieren, und statt im Sabbat-Feldzug an die Front zu marschieren, der bedrängten Fabrikwelt zu helfen.
Es entbrennt ein Krieg der Titanen.
Wie bei den GG-Büchern schon gewohnt kommt es zu Zerwürfnissen innerhalb der imperialen Reihen bzw. dem Mechanicus, was der Sache erst die richtige Dramatik gibt.
Mein Eindruck:
Wie schon oben angedeutet fährt Abnett eine kleine Armee an Protagonisten auf. Da hätten wir eine Reservistin, einen sentimentalen Legionskommandanten, einen unglücklichen Modarati, einen abergläubischen Panzerkommandanten, einen Spielzeugbauer, einen verbrauchten Princeps als Gärtner usw. Abnett nutzt die Figuren um die Handlung von den Machthabern bis zum kleinen Mann auf der Strasse zu erzählen. Er erzählt vom General bis zum Schlammspringer und vom Gouverneur bis zum Fabrikarbeiter. Später ist der Schwerpunkt eindeutig bei den Entscheidungsträgern, aber das ist auch richtig so, da nicht alle Feinheiten der Handlung von jedem Protagonisten erfasst werden könnten.
Wirklich überrascht haben mich die Darstellungen der Titanenschlachten. Wäre es doch leicht gewesen hier einfach Battlemechs im Warhammeruniversum anzusiedeln, so hat Abnett die Kämpfe und auch deren Bedingungen sehr kreativ ausgeleuchtet. Kein schnödes Geballer mit großen Explosionen sondern etwas Taktik und besonders fantasievoller Umgang mit den vorhandenen Mitteln zeichnen die Kämpfe aus. Die mangelhaften Ortungssysteme der Titanen sorgten bei mir anfangs für Stirnrunzeln, boten so aber Spannung, wie man es am ehsten mit Wechselspiel UBoot gegen Zerstörer im 2. Weltkrieg kennt.
Besonders gut geht Abnett auf den Mechanicus ein, der das Buch dominiert. Er gibt den Figuren eine eigene Sprache und nutzt für die cybernetischen Welten des Mechanicus nicht was Vokabular des Cyberpunk (auf dem der Mechanicus nunmal basiert). Da wird binär gebrüllt, kantiert und eingeladen. Sicher sind viele dieser Begriffe schon in anderen 40k-Veröffentlichungen aufgetaucht, aber die Konsequenz mit der Abnett das hier durchzieht überzeugt vollends.
Wie auch schon bei den GG-Büchern verweigert sich Abnett einer Sichtweise des Chaos. Der Feind bleibt gesichtslos und unnahbar, aber immer bedrohlich.
Es stört auch etwas, dass er dem Leser nie eine genaue Einschätzung der Lage bietet. Der Gegner wird immer als sehr übermächtig dargestellt, aber wie genau diese Übermacht zu Fall gebracht wird, wird nie im Detail erklärt.
Trotzdem bleiben seine Geschichten, und damit auch Titanensturm, glaubhaft.
Fazit:
Wer Abnett bisher nicht mochte wird auch mit Titanensturm nicht glücklich. Hier gibt es keine Spacemarines und auch kein Xenosvölker. Unterm Strich reiht sich dieses Buch stilistisch in die GG-Bücher ein. Die dramturgischen Mittel sind ähnlich. Wirklich abheben kann sich das Buch von der dennoch recht guten GG-Reihe durch den gelungenen Einblick in den Mikrokosmos dens Mechanicus und der Ideologie (wobei diese nur als Handlungselement herhalten muss und auch nicht konsequent bis an das Ende der Geschichte genutzt wird).
Die Handlung ist recht simpel und bildet nur Kulisse für hervorragend ausgearbeiteten Charaktere. Aber das reicht.
Es ist bedauerlich, dass nicht alle Handlungsstänge bzw Schicksale bis zum Ende ihre Berechtigung behalten oder aufgelöst werden. Ich kann mir aber auch nicht recht vorstellen, wie man das genau umsetzen sollte.
Mancheiner würde raten "Weniger ist mehr." aber wir sind hier bei Warhammer 40k; der Universum der Superlativen. Hier ist mehr immer besser!
Nach den ehr schwachen Heresybüchern und dem missglückten Ravenor hat Abnett hier wieder zu seinen alten Stärken gefunden und festigt weiter seinen Status als wichtigsten 40k-Autor.
Tolles Buch!