Wie schon vor zwei Jahren waren Arthan_vK, KLOPA2 und ich natürlich schon im neuen Star Wars Film - mit einer wirklich großen Gruppe, die nach dem Film schon vor der Tür energisch darüber debattierte, ob der Film nun gut oder schlecht war - und was daran besonders gut oder besonders schlecht war.
Ich beschränke mich hier mal auf meinen eigenen Eindruck - die beiden anderen können ja gern ihre Sicht der Dinge beisteuern, wenn sie mögen
Zunächst einmal das, was man spoilerfrei sagen kann: Der Film ist optisch eine Wucht! Jede Menge coole Weiterentwicklungen bekannter Designs, ein paar neue Entwicklungen, die sofort zu passen scheinen, aber auch einige, mit denen man erst einmal "fremdelt", weil sie eher in einen hochglanz-SciFi-Film passen würden als in das vertraute Star Wars-Universum mit dem "used universe"-Look, in dem alles aussieht, als wäre es schon kurz vor dem Kaputtgehen ... Eine Szene hat mich besonders umgehauen optisch, da bin ich jetzt noch hin und weg ... aber es gab auch "Aussetzer" wie die Animationen von Suprem Leader Snoke, die, obwohl Andy Serkis dahintersteckt, an ein oder zwei Stellen arg hölzern wirkten. Generell habe ich mich gefragt, warum man den nicht in eine Vollmaske gesteckt und nur am Kopf nachbearbeitet hat.
Auch der Sound ist spitze, viel Gewohntes, alles paßt - und an der besagten Stelle, die mich optisch so geflasht hat, war der Sound besonders gut gewählt
Die Musik ist unaufdringlich, viele bekannte Versatzstücke aus den vorangegangenen Teilen, mehr als in Episode VII, würde ich sagen. Dafür habe ich kein wirklich einprägsames, neues Thema gehört, so wie das von Rey z.B. in Episode VII. Den Soundtrack muss ich mir nochmal ganz bewußt und ohne Ablenkung geben, bevor ich da mehr dazu sagen kann.
Natürlich werden wieder - das ist quasi ein "Signature Move" im Star Wars Universum - Stellen aus den vorangegangenen Filmen zitiert. Weniger als in Episode VII, viel weniger sogar, und mehr als einmal werden die Erwartungen des Zuschauers dabei in die Irre geführt, und es passiert etwas ganz anderes als im zitierten Original. Vor einer Nach- oder Neuerzählung von "Das Imperium schlägt zurück" muss also schonmal niemand Angst haben. Dennoch ist der Teil düsterer als Episode VII, ähnlich wie es Epsiode V auch war, aber der Humor kommt nie zu kurz, im Gegenteil, die "Gagdichte" ist höher als beim Vorgänger. Auch wenns stellenweise ein wenig klamaukhaft wirkt, ist es aber nie so schlimm wie in den Prequels, und oft genug ist der Gag die einzig richtige Wahl, um einen ansonsten allzu pathetischen oder düsteren Moment aufzulockern.
Nicht alles hat mir rundherum gefallen, besonders an ein oder zwei Stellen im Film hätte ich mir anderes gewünscht, und ich bin auch nicht mit jedem neuen Charakter "warm geworden." Aber es hat mich beim ersten Anschauen weniger gestört als z.B. bei Rogue One oder Episode VII, und beide haben wir sofort gefallen und gefallen mir mit jedem Durchgang besser, also nehme ich an, dass das hier auch so werden wird.
Den Rest packe ich jetzt aber doch mal lieber in Spoiler, so kann jeder selbst entscheiden, ob er mehr lesen will
Großartig: Luke als verbitterter, misantropher alter Mann, der nur noch in Ruhe gelassen werden will. Er hat nicht nur in seinen eigenen Augen versagt, was die Ausbildung von Ben aka Kylo Ren betrifft, er ist auch der Ansicht, dass die Jedi aussterben müssen, wenns der Galaxis besser gehen soll. Im weiteren Verlauf stellt sich heraus, dass ein schwacher Augenblick Lukes der entscheidende Moment war, der Ben zu Kylo Ren werden ließ. Seine Wortgefechte mit Rey sind wunderbar, und der Showdown ist einsame Klasse - epischer als so manches Star Wars Game, und mit einem erzählerischen Kniff, den ich so nicht hatte kommen sehen.
Leia anschauen und nicht daran denken, dass Carrie Fisher tot ist, war mir nicht möglich, von daher wurde ihre Rolle für mich ein wenig vom realen Leben überschattet. Sie hat ein paar tolle Momente im Film, aber auch einen, der mir überhaupt noch nicht gefallen will. Weiß nicht, ob ich mich damit anfreunden kann ...
Kylo ist immer noch innerlich zerrissen, unreif, jähzornig und launisch, doch man spürt, dass er eine Entwicklung durchmacht, und dass er an sich und den Herausforderungen, denen er sich gegenübersieht, wächst. Zwischen ihm und Rey geschieht einiges, was Spannung für den letzten Teil aufkommen läßt, und waren es in EPisode VII noch unbeabsichtigte Lacher, die im Kino aufkamen, als er erstmals den Helm abnahm, sind es dieses Mal bewußte Schmunzler, die man in seine Szenen geschrieben hat, und er hat ein paar wirklich gute Momente, wo man ihm den unkontrollierbaren Machtanwender durchaus abnimmt.
Rose als neuer Charakter ist eine tolle Ergänzung, mit natürlichem Spiel, mehreren guten Szenen und einer tollen Chemie mit Finn. Benitio del Toro hingegen hat mir überhaupt nicht gefallen - für mich wirkt es, als habe er zuletzt immer den gleichen Charakter gespielt. Er sieht aus wie immer und spielt wie immer, und ich kann ihn vielleicht einfach nicht leiden Jedenfalls hätte ich ihn nicht im Film gebraucht.
Wirkliche "Logiklöcher" habe ich nicht entdeckt, wohl aber ein paar Stellen, wo man merkte, dass ganz gezielt eine bestimmte Analogie mit historischen irdischen Dingen erzeugt werden sollte (Die Bomber am Anfang), obwohl das physikalisch nicht wirklich Sinn ergab. Einer der Handlungsstränge ist zwar durchaus spannend, aber durch die Entwicklung im Film dann ziemlich sinnlos, obwohl ihm viel Zeit gewidmet wurde. Da dieser Teil auch noch der ist, bei dem am wenigsten typisches Star Wars Feeling aufkommt, was die Optik angeht, stören sich sicher viele dran. Ich selbst habe mich eher gefreut, dass auch mal eine wirklich neue Seite aufgeschlagen wurde, anstatt immer nur bekannte Designs und Abläufe zu zitieren.
Der Bodycount ist hoch. Nicht so hoch wie bei Rogue One natürlich, aber höher als in den vorangegangenen Teilen, würde ich mal sagen (wenn man "Massenware" wie Storm- oder Clonetrooper mal außer Acht läßt"). Und der Film läßt einen am Schluß mit einer Frage zurück, auf die ich noch keine Antwort weiß: "Wie, zum Geier, wollen sei von hier aus weitermachen?"