Wie funktioniert das ungeteilte Chaos?

  • Hab mir die Frage schon oft gestellt.

    Ein Satz über den ich im Lexi gestolpert bin ist „Dabei wird die Personifizierung der einzelnen Chaosgötter ignoriert“ Ein anderer ist der, dass die „Jünger“ die Chaosgötter als ein Pantheon ansehen. Schlüssiger, aber auch noch seltsam. Die spezifischen Dämonen sind doch schon recht eindeutig, oder?


    Und wie führt man eine solche Armee? Klar, Abbadon und ein paar andere Größen mögen das können. Aber sonst? Normalerweise müssten sich die Chaosgötter bzw. deren Diener sich doch gegenseitig zerfleischen? Müssten die Seuchenmarines nicht auf die Rubric Marines losgehen? Usw.


    Und wie ist das mit Dämonenprinzen? Müsste nicht jede Chaosgottheit ein Interesse daran haben, potenzielle Generäle//Spielzeuge/Werkzeuge für sich zu beanspruchen?

  • Es gibt ja nicht nur Kulttruppen. Viele Chaos Marines betrachten "das Chaos" als Alternative zum Imperialen Glauben. Manche, wie die Night Lords sind mehr oder weniger Atheisten. Die Word Bearers sind religiös, verehren aber alle Götter. Sicherlich finden sich die mit Hang zu einem bestimmten Gott dann als Trupps zusammen, aber echte Berserker, Seuchenmarines oder Rubrics werden sie dadurch nicht. Chaoslords des ungeteilten Chaos versuchen eben, sich nicht einer Gottheit vollständig hinzugeben und den Göttern gleichmäßig zu huldigen.

  • Ich stelle mir das vor ähnlich wie im Hinduismus. Da gibt es tausende Gottheiten. Praktisch alle sind Erscheinungsformen, die einen bestimmten Aspekt einer übergeordneten Gottheit darstellen, also meistens nicht genealogisch verwandt sind, wie die grieschisch-römischen Götter . Z.B. ist Kali (haben vielleicht die einen oder anderen schon mal gehört ;) ), die Personifikation des Zorn von Durga, die für Kraft und Weißheit steht. Durga selbst ist eine Erscheinungsform von Parvati, der Muttergötting und weiblichen Energie von Shiva. Durga hat weitere Erscheinungsformen, u.a. Lakshmi (Glück, Liebe, Fruchtbarkeit, sozusagen Venus-Fortuna), Sarasvati, der Partenerin des Weltenschöpfers Brahma. Und alle zusammen sind Devi, die weibliche Gottheit an und für sich und Schöpferin des Universums und der anderen Götter, die Inhaberin des Shakti, der weiblichen Energie, die den männlichen Götter erst das Handeln ermöglicht. Es gibt Strömungen im Hinduismus, die sich auf einzelne Götter und ihre "Familie" beziehen, und solche, bei denen Shakti der Gegenstand des Kultes ist.

  • Sebi81 Das ist ja mein Punkt. Ein Duschnittskultist weiß vielleicht gar nicht, dass es die vier Aspekte gibt. Ein Chaos Marine schon eher. Und mit diesem Wissen, wäre es dann nicht sinnvoller gleich eine Seite zu wählen? Auf 4 Hochzeiten gleichzeitig kann doch eigentlich nicht funktionieren. (Es sei denn man ist Kyle Abbadon und hat ne Plot Armor *hust)


    Mondschatten Mein Hirn tut jetzt noch mehr weh. Aber ich glaube, ich hab es grob verstanden. Oder zumindest eine Idee davon

  • Wenn man eben kein hirnloser Berserker oder völlig gestörter Junkie werden will, ist es eben nicht klug, sich einem bestimmten Gott völlig zu unterwerfen. Die Götter werben ja sozusagen um die besonders tollen Exemplare und versuchen sie anzulocken. Je länger man auf der Welle surft und es hinbekommt, die Götter gegeneinander auszuspielen, desto mehf macht kann man sich versprechen lassen. Bis man überreizt. Dann wird man ne Chaosbrut...

  • Mein Hirn tut jetzt noch mehr weh. Aber ich glaube, ich hab es grob verstanden. Oder zumindest eine Idee davon

    Kann ich verstehen. :D Ich hatte mich durch das Thema gelesen, als ich auf der Suche nach einem Namen für die Succubus meines Hagashîn-Kultes war. Ich hab nach alten Fruchtbarkeitsgöttinen mit gewaltätigem Aspekt gesicht, und da wird man im Hinduismus schnel fündig. Nur wollte ich da etwas mehr mit Fingerspitzengefühl vorgehen als George Lucas seinerzeit, denn immerhin ist das heute noch aktiv gelebte Religion und diese Göttinen gelten dort nicht als prinzipiell böse. Aber ich bin fündig geworden und hab das Grundwissen dann einfach mitgenommen.

  • Sebi81 Du schreibst das so, als wäre eine Chaosbrut etwas Schlechtes? ;)

    Ne ich versteh schon. Und so ergibt das auch deutlich mehr Sinn. Quasi ein Spiel mit dem Feuer, das der Kultist, Marines oder Dämon langfristig nur verlieren kann. Ganz im klassischen Sinne von 40k.



    Mondschatten Hmm... Protagonisten die nach Göttern benannt werden? Wo hab ich das schon mal gehört? Ich könnte schwören, dass es da so ein ganz prominentes Beispiel gibt! :P

    Aber die Idee finde ich klasse. Ich würde fast behaupten, dass die westliche Kultur ein bisschen arg ausgelutscht ist. Besonders das Thema Wikinger hat sich fast so sehr totgelaufen (no pun intended), wie Zombies. Einer der Gründe, warum ich die Wölfe so gar nicht mag

  • Mondschatten hat es mit dem Hinduismus am besten getroffen. Die Inspiration ist ursprünglich zwar eine andere, aber das Konzept ist im Grunde das Gleiche.


    Warhammer Fantasy hat noch mehr direkte Parallelen. 40k hat sich über die Jahre von der ursprünglichen Version entfernt. Vor allem bei der Ausarbeitung der CSM und später der anderen Chaos Faktionen hat sich sehr viel an der Natur des Chaos geändert.



    GW hatte zwischenzeitlich das Konzept des Ungeteilten Chaos mehr oder weniger begraben gehabt.

    Dämonenprinzen können nur noch über die Patronage eines Chaosgottes zu solchen werden. Das war früher nicht so, siehe Be'lakor. Tatsächlich gab es früher sogar ein paar andere namenhafte DP's des ungeteilten Chaos in Fantasy und die Möglichkeit einen solchen in 40k zu spielen. Sie haben zu der Zeit ja auch die Furien aus dem Dämonencodex entfernt als letzte Dämonen des Ungeteilten Chaos. Selbiges für das Mal des Ungeteilten Chaos. Gab es eine Zeit lang nicht als Option.

    In der 4ten Edi gab es hingegen gar keine götterspezifischen Dämonen, welche erst wieder mit dem Chaos Dämonen Codex wiederkamen. Ist also nichts wirklich 100% in Stein gemeißelt.


    Inzwischen ist das Konzept doch wieder etwas aufgeweicht. Es gibt zwar eigentlich immer noch die harten Grenzen zwischen den Göttern aber nicht mehr überall die Notwendigkeit zwischen ihnen zu wählen. Das Mal des Ungeteilten Chaos existiert wieder und zumindest bei AoS gibt es auch wieder niedere Dämonen welche keinem spezifischen Gott zugeteilt sind.




    Bei den Chaos Rittern gibt es sogar vom Fluff her eine (seit es die Faktion spielbar gibt) eigentlich ganz neue Ebene bei welcher Chaosenergie Maschinengeister beeinflusst und so die Aura des Terrors verbreitet welche eine Kernmechanik der Faktion geworden ist. Die Ritter sind dabei explizit nicht besessen sondern nutzen nur die Energie wie ein Power-Up. Bei ihnen dreht sich alles um die Macht welche das Chaos ihnen verleiht. Was ganz ähnlich zu dem ist was die Word Bearers verehren.

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  • Robal Das ist echt verdammt spannend. Mir war natürlich klar, dass es ja irgendwelche Ursprünge oder Inspirationen für GW geben musste. Aber ich kenne mich viel zu wenig mit der Materie aus. Was vielleicht auch mein bisher mangelndes verstehen erklären mag.


    Ich finde aber grundsätzlich die Idee des ungeteilten Chaos gar nicht schlecht. Besonders Sebi81 's Beispiel mit der Welle, die man surfen will, mag ich. Das werd ich so übernehmen.

    Bei den Rittern fehlt mir noch Hintergrundwissen (Ich hoffe aber durch den Editionswechsel an günstige Kodizes zu kommen)

    Diese Chaosenergie der Maschinengeister in Kombination mit Vashtorrs Auftauchen klingt für mich verdächtig nach einer fünften/sechsten Option und mindestens einer neuen Chaosfraktion!

  • Wie schon gesagt gab es beim Chaos nie eine strenge Aufteilung in 4 Faktionen nach den 4 Göttern. Es gab immer schon die Unterteilung zwischen Mono-Gottheit (also eine der 4) und eine beliebige Einstellung zu den Göttern bzw Chaos allgemein.


    Bevor GW die Rechte verloren hat gab es ja Malal (oder auch Malice, wie er meist in 40k hießt) als den Renegaten-Gott, dessen Domäne die Zerstörung des Chaos war. Er hatte seine eigenen Dämonen (die damals bei allen auf 3 beschränkt waren mit Niedere Dämonen als Basis, den Großen Dämonen als Anführern und Dämonenbestien als Elite wenn man so will) und eigene Zuständigkeitsbereiche.

    Geblieben davon ist nur die Geschichte um die Sons of Malice welche es eigentlich noch bei Black Library zu kaufen geben müsste.




    Wie Sebi81 schon geschrieben hat sind manche der CSM Atheisten oder hassen das Chaos sogar.


    Iron Warriors sind dafür bekannt, dass sie die "Geschenke der Götter" (Mutationen) rigoros entfernen und durch mechanische Teile ersetzen. Sie sehen das Chaos als nichts anderes als eine Werkzeug bzw Waffe. Besessene werden von ihnen verachtet als diejenigen welche beim Versuch sich das Chaos dienstbar zu machen unterlegen sind und werden wie Chaosbruten oder wahnsinnig gewordene Cybots wie Tiere angekettet und nur bei Bedarf auf den Gegner gehetzt. Sie gehen nicht so weit das Chaos aktiv zu bekämpfen, aber für sie sind Chaos-Anbeter genauso verachtenswert wie es Psioniker und Xenos-Sympathisanten für Black Templar sind.

    Auch sehr bekannt ist wie sie Dämonen (bzw teils ungeformte Chaosenergie) nutzen um Kriegsmaschinen damit anzutreiben als wären sie ein nuklearer Antrieb. Dabei werden sie in die Maschinen gezwungen, ähnlich wie bei einem Besessenen, nur ist es vom Warpschmied erzwungen. Diese Dämonenmaschinen werden dann durch Chaosmagie dem Willen des Warpschmieds unterworfen. Ist übrigens das gleiche Prinzip wie viele Chaos-Artefakte. Viele Waffen tragen die Namen der Dämonen welche in ihnen gebunden sind und welche ihnen ihre Macht verleihen.

    Iron Warriors haben also so etwa das Gegenteil von Verehrung für das Chaos übrig. Götterspezifische Zugehörigkeit ist entsprechend extrem selten. Selbst die Symbolik wird eher entweder als Notwendigkeit für die Nutzung oder aus purer Gehässigkeit genutzt. Iron Warriors sind stolz zum Chaos gezählt zu werden, aber nicht weil sie das Chaos toll finden sondern weil das Chaos all das repräsentiert was ihre Feinde fürchten und hassen.


    Gar nicht so unähnlich dazu ist der Dunkle Mechanicus. Und ganz ähnlich wie bei CSM gibt es einen großen Teil der sich während der Horus Häresie dem Chaos angeschlossen hat und solche welche erst später korrumpiert wurden. Der DM hat ja bereits während der Häresie verbotene Technologie genutzt und beispielsweise Dinge geschaffen die auf Xenos-Technologie basierten oder gegen das Verbot künstliche Intelligenzen zu schaffen (eigentlich muss man in 40k ja ein menschliches Hirn als Rechner benutzen seit dem Aufstand der Eisernen Menschen)


    Die Alpha Legion ist eine von GW bewusst gestützte Meme geworden in dem Sinne, dass niemand eigentlich weiß wo ihre Loyalität liegt, was ihre Ziele sind, was eine Lüge ist und was sie nur zum Schein tun. Sie sind offiziell Chaos-Anhänger mit allem drum und dran, gleichzeitig gibt es aber auch starke Hinweise dafür, dass sie aktiv die Kräfte des Chaos von innen heraus bekämpfen um das Imperium zu schützen.. :S


    Die Black Corsairs um Huron Blackheart sind das wahrscheinlich prominenteste Beispiel für Space Marines welche lange nach der Häresie zu Verrätern erklärt wurden und sich aus Notwendigkeit dem Chaos zugewandt haben, da es sonst keine Möglichkeit gab der Auslöschung zu entgehen. In ihrem Fall haben sie die Rolle voll übernommen und handeln nicht anders als man von einem beliebigen CSM erwarten würde. Das kann aber von Fall zu Fall unterschiedlich sein. GW hat ja für jede Gottheit eigene Chaos-Renegaten gemacht welche sich einem Gott verschrieben haben, von ihrem Ursprung aus aber nichts mit den Chaos Legionen zu tun haben. Genauso gibt es solche welche wegen Defekte in ihrer Gensaat mutieren, vom Imperium zerstört werden sollten und von den Umständen heraus zu CSM werden ohne irgendeine Verbindung zum Chaos zu fühlen.

    Gleiches gilt übrigens auch für Imperiale Garde als Renegaten. Da gibt es alles vom durch Word Bearers oder Alpha Legion eingepflanzten Chaoskult, Deserteuren welche eigentlich nichts mit dem Chaos an sich zu tun haben sich aber vom Imperium fern halten müssen, machthungrige Despoten welche ihre Bevölkerung dem Chaos aussetzen um dessen Gunst zu erlangen... Im Grunde alles was man sich vorstellen kann.


    Und natürlich haben wir noch die Black Legion um Abaddon, welcher die Gunst aller 4 Chaosgötter hat. Sie sind die Sonderlinge weil sie quasi alles gleichzeitig sind. Nicht zuletzt weil Abaddon jeden Aufnimmt der ihm Treue schwört und auch einiges an ehemaligen Mitgliedern anderer Legionen unter sich hat, darunter auch einige seiner Generäle.



    Grundsätzlich ist Chaos bei 40k eine "magische" Macht welche alles korrumpiert um sich selbst wie ein Parasit zu verbreiten. Die Chaosgötter sind im Grunde nichts anderes als eine Personifizierung bestimmter Teilaspekte des Chaos welche genug Macht und eigenen Willen haben um ihren eigenen Einfluss bewusst innerhalb des Immateriums und in der Realität auszuweiten. Dämonen sind auch nichts anderes, nur dass sie entweder eher instabile Manifestationen von wilder Chaosenergie sind oder eine Manifestation eines kleinen Teils des jeweiligen Chaosgottes, was sie zwar in eine ganz bestimmte Form presst, sie dafür aber deutlich mächtiger sind als ohne den Einfluss eines Gottes.

    Deshalb ist die häufigste Form welche man von Dämonen sieht die nicht an die 4 Chaosgötter gebunden sind Entitäten welche irgendwie an einen Gegenstand oder an eine Person aus dem Realraum gebunden sind. Teilweise aus roher Chaosenergie heraus geformt und erst dadurch zu einer Entität werdend.



    Vashtorr ist eine Neuschöpfung und basiert eigentlich auf dem Konzept vom Dunklen Mechanicus und Dämonenmaschinen. Richtig neu ist an ihm ehrlich gesagt wenig. Er verkörpert eben die Aspekte des Chaos welche über die Verbindung aus Chaos und Maschine entstanden sind.

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