Feld der Toten von Endymion


  • # Taschenbuch: 416 Seiten
    # Verlag: Heyne Verlag (9. November 2010)
    # Sprache: Deutsch
    # ISBN-10: 9783453527812
    # ISBN-13: 978-3453527812
    # ASIN: 345352781X
    # Originaltitel: The Killing Ground - The Ultramarines


    Allgemeines
    Vorneweg sei gesagt, dass dieses Buch bei mir keine großen Chancen hatte. Es ist schon eine Weile her, dass ich von diesem Autor "Toter Himmel, schwarze Sonne" las und sich mir damals die Haare sträubten. Ich weiß, die Masse der Warhammerfans sieht es anders bzw. nicht so schlimm. Mein damaliger Eindruck war mies. Aber ich will auch nicht "Toter Himmel, schwarze Sonne" rezensieren, sonder "Feld der Toten" welches der Nachfolger in diesem Zyklus über Ultramarines sein soll. Kaufgrund war damals, dass es gegen Tau gehen sollte. Da ich selber Tauspieler bin und Xenos in der 40k-Literatur ehr spärlich gesäht sind; nunja...
    Leider habe ich da wohl was verwechselt. Erst im nächsten Teil treffen die Schlümpfe auf die Schlümpfe.

    Zusammenfassung:

    Graham McNeill führt hier seine Saga um Uriel Ventris und seinen Freund Pasanius fort. Die Geschichte fügt sich nahtlos an die Abenteuer auf Medrengard an und verschlägt die beiden Ultramarines und die Horde der Hautlosen auf die imperiale Welt Salinas. Auf Salinas treffen sie auf eiserne imperiale Soldaten die als Besatzer bei der Bevölkerung unbeliebt sind und eine im Untergrund operierende Rebellengruppe bekämpfen.
    Unter den Augen des despotischen Gouverneurs des Planeten erfahren die Protagonisten immer mehr über ein Kriegsverbrechen heraus, was den Konflikt der Parteien kaum ermüden lassen könnte.
    Hinzu kommt, dass auf Salinas die Grenzen zum Immaterium sehr dünn sind. Der Ort des Kriegsverbrechens bildet einen Fokus und mit der Ankunft Uriels mit dem Dämonengefährt werden Dinge in Bewegung gesetzt, für deren Lösung man mehr als Ultramarines benötigt...


    Meine Eindrücke:
    Schon bei der Danksagung könnte man einen ersten Hinweis bekommen in welcher Natur dieses Buch ist. Eine Danksagung an einen Soldaten. Das ist für Military Fiction nicht ungewöhnlich, aber bei 40k nicht notwendig. Dennoch erinnern mich Teile des Buches an Erzählungen von Kameraden aus Afghanistan oder Nachrichten aus dem Irak. Panzerkolonnen die in urbaner Umgebung von Rebellen angegriffen werden. McNeill versucht dieses Szenario der mächtigmachtlosen Besatzer zu verabeiten, bleibt dabei aber nur kurz. Er schwenkt auch zu den Rebellen und versucht auch deren Motive verständlich zu machen. Leider sind diese recht eindimensional und auch nicht bis zur letzten Konsequenz schlüssig. "Kampf für Freiheit, aber irgendwie wirds sinnlos" Hier wird versucht keiner Konfliktpartei den schwarzen Peter zuzuschieben, um nicht schon zu früh alles zu erklären, wo doch vieles offensichtlich ist. Dramaturgisch missglückt.
    McNeill führt eine Vielzahl an Randfiguren ein, die alle gleichermaßen tragisch sein sollen. Alle haben das Töten satt, hatten bisher aber keine Skrupel es erst soweit kommen zu lassen. Hier weigert sich McNeill einen Bösewicht zu zeichen. Der Gouverneur rutsch durchaus in die Rolle, aber für die eigentliche Handlung ist er fast irrelevant und dient nur als Unsympath. Er ist zumindest eine der wenigen Figuren, die nicht ständig in Selbstmitleid ertrinken.
    Die Figur des Ulramarines Uriel Ventris (der Name ist geil, das muss man ihm lassen) war mir schon im Medrengardteil unsympathisch. Hier besticht er darin auf eine Art zu Handeln, die selten logisch ist. Vielmehr habe ich den Eindruck, dass der Autor ihn zu Entscheidungen und Sichtweisen drängt, die der Handlung dienlich sind.
    Ventris hat immer recht.
    Ventris hat unglaubliches Einfühlungsvermögen.
    Ventris tut immer das richtige.
    Er ist so verdammt scheissethisch, dass es zumindest bei 40k zum Himmel stinkt. Sorry!
    Ich gehöre nicht zu den Leute, für die SM immer nur als perfekte Helden sehen. Das Universum in dem sie leben ist so grausam, dass man irgendwann mal wenige zum Wohle vieler opfern muss. Ventris nicht. Er steht über den Dingen. Damit dem Leser das auch bewußt wird läuft Pasanius freudig daneben und stellt Fragen auf die Ventris Leser und Protagonisten mit seiner Weißheit erleuchten kann, die dem Puritanischen Hexenjäger in mir zur Fackel greifen lassen. Damit reiht sich der Held und sein Sidekick leuchtend bei den anderen eindimensionalen Protagonisten ein.
    Die Schreibe von McNeill ist im Ganzen recht flüssig und das Buch schnell gelesen. Es gibt nur einige Stellen, in denen er versucht tiefgründiger zu werden und seine Wortwahl mal ausgefallener wird. Das ist unnötig und stört den Lesefluss. Ich kenne das Problem, wenn ich selber mal kreativ werden will. Bei mir passiert das, wenn der Ehrgeiz etwas zu vermitteln größer ist, als das dafür notwendige handwerkliche Können. Kostprobe?

    Zitat

    Ist dies das Resultat des rauen Klimas und der harten Lebensbedingungen, oder waren die Leute, die diesen Planeten in längst vergangener Zeit besiedelt haben, für diese Eigenschaft prädispsitioniert?


    Solche Ausrutscher sind selten. Hätte man auch weglektorieren können.


    Fazit:
    Ich fand es belanglos.
    McNeill wollte nach Medrendgard offenbar wieder etwas zurückrudern und etwas ruhiger werden und einen Übergang für die Rückkehr Uriels zu seinen Ultrafreunden schaffen. Das mag so geklappt haben. Aber dabei bleib vieles auf der Strecke. Er hat versucht das reale Schreckgespenst von Völkermord und Kriegsverbrechen (welches ja integraler Bestandteil von 40k ist) in eine überzeichnete Fantasywelt zu transportieren und zwingt seinen überzeichneten Figuren reale Moralvorstellungen anzulegen. Dadurch wird es unstimmig.


    ...naund? Die DKOK bombadieren 10 Jahre eine Stadt, die keine Steuern zahlen will. Denen tat danach sicher auch alles Leid. 40k ist ja nicht nur Fantasy sonderen bis zu einem gewissen Grad "Social Fiction". Die Menschheit hat bei Warhammer einfach andere Wert- und Moralvorstellungen, als wir heute. Diese Kluft sollten die Schreiberlinge eigentlich verdeutlichen bzw gerne überzeichen. Sie zu verwischen und einen Spacemarine in den Irak zu schicken und noch etwas Warpwahnsinn beizumischen ist mir persönlich zu unstimmig und platt.
    Würde ich das Buch weiterempfehlen? Nun es ist nicht so schlimm, wie sich mein bisheriges Urteil ließt. Wenn man darin nur einfache Abenteuerlektüre finden möchte und mit den anderen Büchern des Ultramarinezyklus gut zurecht kam, dann hat man hier eine ruhige Passage ohne Sternengötter, Titanen und sonstigen Superlativen.
    Ich finde es ehr erschreckend, dass dies noch mit zu den besseren Dosenbüchern zählt.
    Abnett FTW! :D

  • Also 'Toter Himmel, schwarze Sonne' hat mich in meiner Meinung gespalten. Einerseits fand ich, dass das Buch gut die Schrecken des Chaos verkörpert, andererseits waren manche Beschreibungen einfach viel zu heftig, wenn man bedenkt, dass GW-Kiddies die Bücher auch lesen.


    Zum eigentlichen Thema:
    Das Buch war eigentlich das am wenigsten ansprechendste aus der Ultramarine-Reihe von Graham McNeill. Die Story war ansich nicht schlecht aber ich empfand es so, dass zwischen den bedeutenden Ereignissen zu viel Tamtam lag. Dieses Buch kann man mMn also nicht mit den ersten beiden aus der Reihe vergleichen. Und langsam finde ich es auch etwas nervtötend, dass Uriel und Pasanius von einer Katastrophe in die nächste stolpern. Es wird Zeit, dass sie jetzt endlich wieder in ihren Orden aufgenommen werden und wieder normale Schlachten austragen, ohne auf sich alleine gestellt zu sein.
    Ich bin nicht ganz sicher, aber ich meine, da ist schon das nächste Buch in englischer Fassung unterwegs (bzw. schon erhältlich). Ich hoffe nur, dass die Story dann mal wieder richtig rockt. :D
    Graham McNeill ist mein absoluter Lieblingsautor bei Warhammer 40k. Ich lese deshalb auch gerade 'Mechanicum'. ;)



    MfG Wazdakka

  • Man, hier läuft es ja richtig an mit den Rezensionen - freut mich sehr :up:



    Zum Rezension selbst:
    Gut und flüssig geschrieben und damit schön zu lesen - Inhaltlich... puh, schon starker Stoff. In meiner Leichten Paranoia gehe ich ohnehin davon aus, dass Geschichten, in denen Ultramarines die Hauptrolle spielen, pauschal mit einem Malus ins Rennen um die Sympathiewerte gehen... Aber ich muss gestehen, auch als bekennender Freund der Ultramarines und Verfechter der Wichtigkeit ihres Archetyps für das Gesamtkonstrukt des 40K-Universums, muss ich gestehen, dass McNeills Reihe zum Teil schmerzhaftes Augenrollen verursacht. Mal eben einen C'Tan befreien und es überleben oder ohne Rüstung in eine Gruppe Chaos Marines stürmen nur um dann im McLaine-Style blutend aber siegreich daraus hervorzugehen - da fällt mir dann auch als wohlwollender Leser nicht mehr viel zu ein :S


    Ich empfand das Buch damals (ist eine Weile her, dass ich es gelesen habe) bei weitem nicht so schlimm wie von dir geschildert. Mich störten ein wenig das arg viele Warp-Mullemulle und die kindisch-naiven und schließlich missbrauchten Hautlosen waren ebenfalls nicht mein Fall.
    Jetzt, wo ich deine Einschätzung lese, muss ich im Grundtenor allerdings zustimmen. Die Widmung an den Soldaten-Kumpel habe ich damals nicht wahrgenommen, aber deine Interpretation der Geschichte über die Probleme einer arrogant und totalitär auftretenden Besatzungsmacht mit einer sich unterdrückt fühlenden Bevölkerung, als ein Analogie zum Schicksal der USA im Irak, ist schlüssig. Das Problem ist, dass man, wenn man erst einmal ein zugrunde liegendes Thema erkannt hat, das man nicht leiden kann, dann gefällt einem das ganze Buch nicht. Damals habe ich die Irak-Thematik nicht auf das Buch projeziert, würde ich es heute nochmals lesen, würde mir das wahrscheinlich auch aufstoßen.


    Das Fehlen eines echten Bösewichts, respektive dessen Verbannung in eine Nebenrolle, kann ich so nicht ganz unterschreiben. Zumindest die rechte Hand des Obermotzes (keine Ahnung, welchen Rang diese Dame nun hatte) war ebenso kaltschnäuzig und hart. Es besteht durchaus ein klares "Feindbild", bloß ist fraglich, ob es glaubwürdig ist, dass...


    Insgesamt wird jedoch, da stimme ich zu, arg auf Mitfühlend und Moralisch gemacht. McNeill konstruiert hier ein Problem komplexes moralisches Dilemma, löst es am Ende aber dann doch ziemlich konservativ. Das am Ende

    , ist schon eine etwas arg simple Lösung für ein zuvor so arg tiefgründig und multiperspektivisch gezeichnetes Problem.



    ...naund? Die DKOK bombadieren 10 Jahre eine Stadt, die keine Steuern zahlen will. Denen tat danach sicher auch alles Leid. 40k ist ja nicht nur Fantasy sonderen bis zu einem gewissen Grad "Social Fiction". Die Menschheit hat bei Warhammer einfach andere Wert- und Moralvorstellungen, als wir heute.

    Mal abegesehen davon, dass ich mir beim lesen dieses Fluffschnippsels über das Todeskorp dachte, dass a) 10 Jahre eine lächerliche Zeitspanne sind und b) vermutlich die gesamte Führungsriege wegen der kollosalen Verschwendung von Munition und dem Zurückhalten dringend benötigter Männer und Waffen exekutiert werden würden, stimme ich dir zu.
    Im 40K-Universum herrscht eine völlig andere Moral- und Wertvorstellung als in unserer Zeit. Nun ja, sagen wir mal es sollte so sein, denn in Wirklichkeit wird es doch sehr oft nicht eingehalten, und die "scheißethische" Handlungsweise von Ventris finden wir an vielen Stellen wieder, nicht nur hier. In den meisten 40K-Geschichten gibt es irgendeinen Helden, der als positive Identifizierungsfigur für den Helden dienen soll. 40K gibt sich gerne dystopisch, produziert aber kaum wirkliche Anti-Helden. Viele Fraktionen, gerade unter den Astartes sind vom Archtyp sogar speziell so gezeichnet.
    - Die Ultramarines verkörpern den klassischen, moralische und "rechtschaffenden" Paladin.
    - Die Space Wolves verkörpern den von der Zivilisation unverdorbenen "edlen" Wilden und dienen gleichzeitig als Identifikationspunkt für rebellische Jugend- und Kriegerfantasien
    - Die Crimson Fists sind bekannt dafür, sehr "menschliche" Marines zu sein, die es einfach nicht fertig bringen, Sterbliche ihrem Schicksal zu überlassen.
    Wie die Reaktionen vieler Spieler zeigen, werden solche Identifikationsfiguren auch in großem Maße gesucht und gefordert. Das "scheißethische" Verhalten Ventris passt daher gut in seine Archetyp-Rolle als Ultramarine und ist von daher eigentlich kein Flufffehler.


    Ich persönlich bevorzuge auch eher die "fremdartigen" Helden. Fanatische und kompromisslose Zeloten wirken eine starken Reiz auf mich aus, gerade weil ich mich nicht mit ihnen identifizieren kann und sie im Widerspruch zu unserem Moral- und Wertesystem stehen. Meine ganze Hoffnung liegt daher derzeit auf "Helsreach" - Wehe, ich bekomme hier Kuschel-Templar serviert und keine kompromisslosen Eiferer! :nono:




    Abnett FTW! :D


    Das verwundert mich nun doch ein wenig. Dan Abnett ist für mich mittlerweile die Symbolfigur für das Übertragen realer Kriegserlebnisse, mitleidheischender Heldengeschichte und propagandistischer Glorifizierung des "kleinen Mannes im großen Krieg". Auch Ibram Gaunt, eigentlich mal ein Kommisar, handelt doch, trotz einer angedeuteten väterlichen Strenge, mit Moralvorstellungen, die unseren sehr nahe kommen.
    Ich will jetzt nicht Abnett verteufeln, er schreibt an sich sehr gute Bücher, vor allem seine beiden Astartes-Bänder mochte ich, aber ich will darauf hinweisen, dass das oben genannte Phänomen durchaus kein Einzelfall ist.



    Und langsam finde ich es auch etwas nervtötend, dass Uriel und Pasanius von einer Katastrophe in die nächste stolpern.

    Aber ist das denn nicht typisch für ein Heldenduo? Die beiden sind eben Felix&Gortrek der Zukunft. Würden die beiden keine unglaublichen Gefahren meistern, dann gäbe es auch keien Geschichten von ihnen. Wäre es anders, gäbe es kein Fortsetzungen von irgendeinem Abenteuer- oder Action-Film, denn wie wahrscheinlich ist es denn bitte, dass immer die selben Leute in die dicken Probleme treten?

  • Sehr gelungene und ausführliche Rezension :up:


    Einziger kleiner Kritikpunkt: Bei den Buchdaten fehlt der Preis ;)


    MfG,
    Archaon


    Gib mir Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann.
    Gib mir den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann.
    Und gib mir die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden!

    ARTHUR SCHOPENHAUER (1788-1860)


  • Die Rezession ist sehr gelungen, im Gegensatz zum Buch, wie ich finde. Die nächsten beiden werden dafür wieder besser, bzw. spannender.

    Geld ist wie eine schöne Prostituierte, die niemals schläft. Eines morgens wirst du aufwachen und sie ist für immer verschwunden - Film "Wallstreet - Geld schläft nicht".

  • Sehr schön, wieder eine Rezension.


    Ich habe das Buch nun auch vor einigen Monaten gelesen, und stimme dir in vielen Teilen durchaus zu. Ich mochte die Reihe vorher, am wenigsten aber auch das Mendrengard Buch. Feld der Toten löste dieses Buch nun allerdings als das schlechteste der Reihe ab.


    Im 40K-Universum herrscht eine völlig andere Moral- und Wertvorstellung als in unserer Zeit. Nun ja, sagen wir mal es sollte so sein, denn in Wirklichkeit wird es doch sehr oft nicht eingehalten, und die "scheißethische" Handlungsweise von Ventris finden wir an vielen Stellen wieder, nicht nur hier. In den meisten 40K-Geschichten gibt es irgendeinen Helden, der als positive Identifizierungsfigur für den Helden dienen soll. 40K gibt sich gerne dystopisch, produziert aber kaum wirkliche Anti-Helden. Viele Fraktionen, gerade unter den Astartes sind vom Archtyp sogar speziell so gezeichnet.


    Da hast du sicher grundlegend recht Arek, aber ich finde so einfach kann man es sich grade bei 40k nicht machen. Das man in vielen Büchern zumindest einen findet der anders denkt und zumindest versucht so zu handeln stimmt auch. Aber Uriel ventris sticht für mich heraus, da es hier für mich tatsächlich um genau diesen Punkt geht: Wo führen die Handlungen eines Moralisten in der Welt von 40k hin?


    Was mir schon immer besonders gut an der Ventris Reihe gefiel, war eben genau dieser Punkt. In den meisten 40k Romanen hat man es mit aus unserer Sicht moralisch ziemlich vorkommenen Subjekten zu tun, gehandelt wird im tenor eigentlich immer zum Wohle des Imperiums, komme was wolle. Klar, das macht den charme des 40k Fluffs aus, aber ich finde gerade deshalb ist Uriel ventris als person so unheimlich interessant. Er ist ein leuchtendes Beispiel für Moral und Anstand in einer verkommenen Epoche, das muss es doch auch geben. Und schließlich geht es ja irgendwie in der ganzen Ultra-Reihe genau darum, wohin jemanden wie Ventris in der Welt von 40k gelangt wenn er seinen idealen treu bleibt.
    Was ist so falsch an einem Philanthropen in M41? Das gibt doch dem ganzen Fluff eine zusätzliche Würze, das es eben auch irgendwie anders geht. Der Weg ist hart und voller Entbährungen, kann aber gegangen werden!


    So sehe ich das "Ventris Dilemma" ;)


    Schon bei der Danksagung könnte man einen ersten Hinweis bekommen in welcher Natur dieses Buch ist. Eine Danksagung an einen Soldaten. Das ist für Military Fiction nicht ungewöhnlich, aber bei 40k nicht notwendig. Dennoch erinnern mich Teile des Buches an Erzählungen von Kameraden aus Afghanistan oder Nachrichten aus dem Irak. Panzerkolonnen die in urbaner Umgebung von Rebellen angegriffen werden. McNeill versucht dieses Szenario der mächtigmachtlosen Besatzer zu verabeiten, bleibt dabei aber nur kurz. Er schwenkt auch zu den Rebellen und versucht auch deren Motive verständlich zu machen. Leider sind diese recht eindimensional und auch nicht bis zur letzten Konsequenz schlüssig. "Kampf für Freiheit, aber irgendwie wirds sinnlos" Hier wird versucht keiner Konfliktpartei den schwarzen Peter zuzuschieben, um nicht schon zu früh alles zu erklären, wo doch vieles offensichtlich ist. Dramaturgisch missglückt.


    Wie gesagt bei der kritik hinsichtlich der Wahl des Settings und dem generellen verlauf der Geschichte Stimme ich dir in jedem Fall zu.
    Nur finde ich nicht das die Motive der Rebellen in irgendeiner Weise "unschlüssig" sind, Freiheit und Rache sind doch seit jeher 2 grundlegende menschliche Bedürfnisse. Auch den schwarzen peter sehe ich von Beginn an viel eher bei dem Gouvaneur und seinen Streitkräften als bei den Rebellen. Gegen Ende ändert es sich vielleicht durch die Handlungen Hautlosen, aber bis dahin hat man doch ein eindeutiges Schema. Ständig wird berichtet wie die Täter von damals wegen ihrer Taten leiden, und sich selbst nicht verzeihen.


    Sonst sehe ich das ganze aber wie du. :up:

    "From the darkness we strike: fast and lethal, and by the time our foes can react... darkness there and nothing more."

    [/align]

    - Raven Guard saying

    Einmal editiert, zuletzt von Nimor ()

  • Zitat von Arek

    Aber ist das denn nicht typisch für ein Heldenduo? Die beiden sind eben Felix&Gortrek der Zukunft. Würden die beiden keine unglaublichen Gefahren meistern, dann gäbe es auch keien Geschichten von ihnen. Wäre es anders, gäbe es kein Fortsetzungen von irgendeinem Abenteuer- oder Action-Film, denn wie wahrscheinlich ist es denn bitte, dass immer die selben Leute in die dicken Probleme treten?


    Hast ja recht. :D Ich wollte damit nur sagen, dass Graham McNeill mal wieder ein bisschen runterfahren könnte. Manche Stellen kommen mir nämlich einen Tick zu 'aufgeblasen' vor.



    MfG Wazdakka

  • Gute Rezension, ich möchte das Buch nicht so sehr, aber man sollte sich durchbeissen, denn der 5te und 6te Band habens in sich.

  • Up, aus Aktualitätsgründen ;)


    MfG,
    Archaon


    Gib mir Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann.
    Gib mir den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann.
    Und gib mir die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden!

    ARTHUR SCHOPENHAUER (1788-1860)



  • Das verwundert mich nun doch ein wenig. Dan Abnett ist für mich mittlerweile die Symbolfigur für das Übertragen realer Kriegserlebnisse, mitleidheischender Heldengeschichte und propagandistischer Glorifizierung des "kleinen Mannes im großen Krieg". Auch Ibram Gaunt, eigentlich mal ein Kommisar, handelt doch, trotz einer angedeuteten väterlichen Strenge, mit Moralvorstellungen, die unseren sehr nahe kommen.
    Ich will jetzt nicht Abnett verteufeln, er schreibt an sich sehr gute Bücher, vor allem seine beiden Astartes-Bänder mochte ich, aber ich will darauf hinweisen, dass das oben genannte Phänomen durchaus kein Einzelfall ist.


    Das dieses Phänomen ist in der Masse der Romane tatsächlich sehr häufig ist, ist sehr bedauerlich.
    Du hast schon Recht wenn du Abnett ähnliche Motive unterstellst, aber er hat einen für mich akzeptablen Mittelweg gefunden. Er tötet beiläufig Sympathierträger und mischt neue Charaktere hinzu. Das gibt dem Leser das Gefühl es könne jeden treffen. Es ist auch nie in Aussicht, dass der Horror des Krieges irgendwann mal enden wird. Es gibt für GGs keinen Ruhm, nur ein weiteres Schlachtfeld. Das relativiert den Pathos seiner Bücher. Über die Motive und Skrupel von Eisenhorn brauche ich erst garnicht anfangen.
    Die GG-Bücher sind für mich als ehemaligen Soldaten und Vorgesetzten im Verhältnis der Figuren zueinander nachvollziehbar, aber auch ausreichend überzeichnet um sich in den dunklen Hintergrund von 40k zu verbinden.
    McNeill bleibt dabei sehr charakterlos. Bei Gaunt und Eisenhorn kann man beispielsweise nachvollziehen, warum die Leute ihnen folgen. Im "Feld der Toten" kann ich nicht nachvollziehen, warum man sich folgsam nach einem Befehl durch Zivilisten brennt und danach sich dann doch umbringt, oder vor sich hin leidet.
    Versteht mich nicht falsch; jeder macht mal Fehler und büßt dafür, aber es gibt auch immer einen Grund für das Begehen des Fehlers und genau das bleibt McNeill mir schuldig. Dadurch sind für mich seine Figuren so flach.

  • Klasse Rezension. Wunderbarer Schreibstil der Spaß beim Lesen macht. Danke!


    Zitat

    Ich finde es ehr erschreckend, dass dies noch mit zu den besseren Dosenbüchern zählt.


    Ich hatte eigentlich vor die Ultramarines-Reihe von McNeill anzufangen, werde nach diesem Satz wohl aber erstmal andere Space-Marine-Lektüre ausfindig machen, um nicht gleich alle Dosen-Romane mit Vorurteilen anzulesen.


    MfG