"Die Space Marines und die Religion"

Es gibt ja immer noch die Orden die an den Codex Astartes glauben, da sind die Priester mehr so, nun ja Verbindungsmänner zwischen Orden und Ekklesiarchie.
Es gibt aber auch Orden die nen Todes Kult haben oder ähnliches, kommt halt auch immer auf die Heimatwelt an.
(Schande über mich wenn ich mich jetzt so sehr verhauen habe)

Also Space Marines müssen nicht zwangsläufig an den Gott Imperator glauben.
Ein gutes Beispiel sind hier die Dark Angels und die Space Wolves die dem Imperator zwar auch große Verehrung bei bringen ihn aber eben nicht anbeten.

Die erste und wichtigste Aufgabe eines Ordenspriesters ist auch nicht den Glauben an den Gott Imperator zu verbreiten sondern sich um die geistige Gesundheit und innere Einstellung seiner Brüder zu kümmern. Das kann durch den Glauben in Form von Religion sein oder aber durch andere Dinge Kriegercodex ect.

Ich meine auch irgendwo mal gelesen zu haben das sogar die Mehrheit der Space Marine Orden den Imperator nicht als Gottheit anerkennt. Aber das kann ich nicht wirklich belegen das ist zu lange her.

Was ich mir allerdings nur schwer vor stellen kann sind Space Marines die die Seenymphe vom Teich Avalon oder so anbeten denn das könnte doch Probleme mit der Ekklesiarchie oder der Inquisition geben. Also wenn Religion dann den Imperator oder aber eben nichts

Ja, im Wesentlichen wurde schon alles gesagt: Ein Großteil der SM-Orden sieht den Imperator nicht als Gott, sondern nur als herausragenden Menschen an. Die Funktion der Priester ist es vor allem an den "Opfertod" des Imperators zu erinnern (darum tragen sie schwarze Rüstungen und den ganzen Knochenklimbim), auf die Moral/geistige Gesundheit ihrer Ordensbrüder zu achten und deren Moral im Kampf zu stützen. Denen kann man also problemlos einen weniger religiösen und mehr philosophischen Anstrich verpassen. Kannst ihnen ja auch einen andere Bezeichnung als "Priester" geben. Bei den Iron Hands heißen sie ja bspw. "Eisenväter".

Zunächstmal solltest du Ekklesiarchie und Astartes nicht in einen Topf werfen. Die Ekklesiarchie ist für die normalen Menschen und ihr gegenüber steht der Kult des Mechanicus und eben der Glaube der Space Marines. Die ihrerseits wiederum sehr unterschiedliche Dinge haben an welche sie glauben. Die Mortifactors folgen einem Totenkult und ehren jeden Gefallenen, bis hin zu [url=http://www.allmystery.de/dateien/mt48936,1233342083,Sedlec-Knochenkirche.jpg]sowas[/url]. Die Iron Hands sind eng mit Maschienen und Technik verbunden und man könnte sie als Anhänger des Maschienenkultes ansehen. Black Templar sind wiederum fast fanatisch und man könnte ihre Einstellungen tendenziell am ehesten noch mit dem Glauben der Ekklesiarchie vergleichen. Space Wolves beten den großen Wolf an und haben Runenpriester welche ihre Kräfte mit der Natur verbinden und die (nicht ohne Grund) wie eine Mischung aus Wikingern und Zwergen wirken

Im Allgemeinen ist den meisten Orden eher eine Verehrung von diversen (oftmals undefinierten) Kriegsgöttern eigen, oft verehren sie ihre Primarchen fast wie eigene Gottheiten. Insbesondere natürlich Orden der ersten Gründung und dort vor allem solche wie die Dark Angels oder die Ultramarines, welche ihre Primarchen eingebettet haben und teilweise offen verehren.
Darüber hinaus glauben sie an die Geister ihrer Waffen und anderer Ausrüstung. Der Maschienengeist wird von den Techmarines und jedem einzelnen Marine in Form seiner Waffe und Rüstung verehrt, ähnlich wie eine Reliquie oder der Schrein seines Vorfahren in unseren Kulturen. Jeder Marine pflegt für gewöhnlich seine Rüstung mit größter Sorgfalt und sieht sie als ein erhabenes Geschenk seines Vorgängers, des Ordens und/oder vor allem des Imperators an. Der übrigens in ihren Augen kein Gott ist, sondern genau wie zu Zeiten des großen Kreuzzuges der Schöpfer der Primarchen und damit ihr eigener Urvater und das Vorbild nach dem sie alle streben und es verehren.
Wichtig ist hier, dass es in erster Linie um Ehrerbietung handelt und keine wirkliche Anbetung. Die Ordenspriester liefern geistigen Beistand, jedoch würde ich es eher mit einem budistischen Mönch als mit einem christlichen Geistlichen vergleichen. Sie sorgen dafür, dass die Absichten rein und ehrenvoll sind, sie pflegen den Verstand und den Geist, halten ihn frei von Verderbnis und gefährlichen, falschen Gedanken. Sie helfen bei Konflikten und Problemen und spornen sie zu Höchstleisungen an für das wofür der Orden kämpft.

Gerade bei der Religion hat sich wohl effektiv mit am wenigsten getan seit den großen Kreuzzügen. Damals war Religion im Grunde verboten und durch die Vision des Imperators ersetzt worden, in der es eben sowas wie Götter nicht gibt. Deshalb ist der Ansatz Philosophie und Tradition ein guter. Die meisten Riten sind eher Tradition und der Ehre und Treue gewidmet anstelle eines Glaubens. Augenblickseide, Siegel und Salbungen in verschiedener Form beziehen sich normalerweise auf eine ehrenvolle Aufgabe bei der Erfüllung der Pflicht. Manchmal weit man etwas auch eher der Kameradschaft oder Kampfesmut oder dergleichen als sich unbedingt gleich immer auf den Imperator zu beziehen.

Wenn man es ganz genau nimmt gibt es keine (oder besser gesagt kaum.. immerhin gibts ja noch Grey Knights ) wirklich "religiösen" Space Marines. Sie sind eben eher mit dem zu vergleichen was es auch heutzutage bei den US-Marines gibt. Dort gibt es auch zahlreiche Traditionen und Rituale welche wenig mit Religion zu tun haben.

Wie gesagt würde ich es eher mit Buddhismus als mit westlichen Religionen vergleichen... das Gebet ist kein erbeten um Hilfe oder dergleiches, sondern eher eine Meditation. Genau so würde ich es an deiner Stelle auch umsetzen. Eine Meditation um die geistige Gesundheit zu erhalten wenn man ständig gegen die teils widernatürlichen Feinde des Imperiums kämpft. Genauso ist das mit den Reliquien und den Primarchen eher sowas wie halt mit der Kompaniestandarte. Die hat man auch bei uns früher als fast schon heiliges Objekt angesehen, welches einfach die eigene Kompanie oder was auch immer repräsentiert. Ihr ganzer Stolz ist. Die meisten Reliquien würde ich eben auch als Objekte mit großer symbolischer Bedeutung sehen, welche ihren Wert aus dem beziehen für was sie stehen oder was mit ihnen vollbracht wurde. Eine Waffe als Reliquie hat also entsprechend einen großen Symbolwert im Bezug auf Dinge welche damit erreicht wurden oder für was halt gekämpft wurde und immer noch wird. Die Primarchen und der Imperator selbst sind strahlende Vorbilder, die Perfektion dessen nach dem jeder Astartes des Ordens streben sollte.

Mehr über Symbolik, Tradition und pragmatische Sichtweise einbauen und man kann den Aspekt der Religion größtenteils rausnehmen.

Übrignes kanns du theoretisch genauso gut Ordenspriester komplett rausnehmen aus deiner Ordensstruktur. Bei den Iron Hands z.B. ist die Aufgabe des Priesters und des Techmarines miteinander verschmolzen. Sie beten immerhin Maschienen an und da wird ein Priester entsprechend vor allem den Maschinen huldigen und nicht dem Imperator oder sonstigem
Was für mich btw schon immer ein Grund war warum ich es dumm finde, dass die IH keinen eigenen Codex haben.. Sie handeln vielleicht nach dem Codex, aber ihre Eigenarten sind so unterschiedlich, dass sie es mindestens so sehr verdient hätten wie die Dark Angels einen eigenen Codex zu haben. Und ich finde es allgemein schade, dass sie so stiefmütterlich behandelt werden. Ich finde sie sind einer der interessantesten loyalen Orden..

DIe bisherigen Beiträge haben ja schon einige sehr wichtige Punkte angesprochen.

Die Ausrichtung der meisten Space Marines weicht stark von den übrigen anerkannten Versionen des imperialen Kults ab. Der Imperator wird so gut wie nie wirklich als Gott verehrt. Der Imperator und der jeweilige Primarch - soweit bekannt - haben aber eine solche Mystifizierung erfahren, dass es durchaus einen Kult um sie gibt. Dem gesellt sich eigentlich bei allen Orden eine Helden- und Ahnenverehrung hinzu (Ahnen im Sinne von Vorgängern, Gensaat), sowie eine extreme Ritualisierung in Kombination mit Aberglauben bei fast allen Tätigkeiten. Die Waffe wird nicht gereinigt, weil sie danach besser funktioniert (=Funktionalität), sondern weil man sie freundlich stimmen will (=Aberglaube).

Es gibt also eine ganze Reihe von religiösen Elementen, ohne das der Orden eine kodifizierte Religion oder gar Gott/Götter aufweisen müsste. Viele unserer derzeitigen Religionen weisen übrigens Ge- und Verbote auf, die als notwendig aufgenommen werden, ohne dass den meisten der Grund, der rationale Unterbau bekannt wäre; bestes Beispiel Essens- und Kleidervorschriften in Judentum und Islam.

Was das Morgengebet etc. angeht, solltest du das - wie schon angesprochen - nicht so eng sehen, meines Wissens wird da in den englischen Versionen auch von "meditation" gesprochen und nicht von "prayer", auch wenn es das bei einigen Orden durchaus sein kann.

Das Imperium in 40k lebt ja letztlich von der Ritualisierung und Mystifizierung teilweise banaler Tätigkeiten. Stundenlange Gebete und elobarate Praktiken beim Austauschen einer Sicherung sind für uns auf der einen Seite extrem lächerlich. Auf der anderen Seite spendet es aber eben auch Faszination, den Reiz des Fremden. Unsere heutige Gesellschaft mit ihrem Atheismus und Säkularität definiert sich ja durch die ständige Entmythifizierung kultureller Aspekte. 40k dreht das um.

Space Marines können der Säkularität recht nahe kommen, gleichzeitig prägt sie aber die umfassende Kultur des Imperiums stark genug, dass sie das nie voll erreichen können. Und selbst bei modernen Armeefraktionen gibt es ja ganze Reihen von Riten, Tabus und anderen religionsnahen Elementen.

Wem die Mystifizierung von Primarchen und Ordensgründern zu fast göttlichen Figuren der Anbetung reichlich merkwürdig vorkommt, der sollte mal einen Blick auf die USA werfen, mit Mount Rushmore, den verschiedenen Memorial Buildings in Washington D.C. (z.B. Lincoln Memorial und Washington Memorial, die dürfte jeder kennen) oder dem Arlington Memorial Cemetry. Nen ähnlichen Effekt kann man innerhalb der deutschen Parteien sehen, mit Konrad Adenauer und Willy Brand.