Zuerst nochmal vielen Dank für die netten Kommentare, das ist natürlich Balsam für die Motivation
Den Rückenpanzer hatte ich schon vorher über den Gargoyle gehalten und fand das Blau harmonisch zu den anderen Farben. 100% aussagekräftig ist sowas aber nicht, also habe ich den Gargoyle kurzehand mit dem Blau bemalt, hier die Ergebnisse:
Aufsicht:
Profil gesamt:
Profil nah:
3/4-Ansicht:
Vergleich zum Hormaganten:
Auf dem letzten Bild sieht man sehr deutlich, wieviel Stärke ich aus dem Blau genommen habe, übrig blieb ein sehr dezenter Schimmer, den man auf Spielentfernung nur noch schwach wahrnimmt. Ich finde die Farben beißen sich nicht, ganz im Gegenteil ergänzen sie sich zu einer schönen Gesamtwirkung (so zumindest meine Meinung ). Tatsächlich finde ich, dass das Blau sogar wieder etwas mehr Kraft und/oder Helligkeit vertragen könnte, aber das wird sich aus dem Prozess heraus ergeben. Lila-Schwarz fände ich hingegen schon fast zu langweilig, mehr stört mich aber, dass man das schon tausendmal gesehen hat; hier finde ich Blau eine ungewohnte aber schöne Alternative.
Für Schusswaffen finde ich das Lila gut, das bringt etwas Spannung, aber für die Klauen werde ich da noch mehr mit Schwarz arbeiten, dass ein ähnlicher Eindruck wie bei den Panzerplatten entsteht, so hoffe ich die Wirkungen trotz unterschiedlicher Farben noch mehr zusammen zu ziehen; das finde ich von der Farbwirkung abgesehen wichtig, um Beschaffenheit/Material von Klauen und Panzer einander anzunähern und deren Zusammenspiel zu harmonsieren.
Was haltet ihr von dem Blau, gelungene Ergänzung oder farblicher Störenfried? Wirkt es nun doch wieder zu bunt?
Ich habe schonmal eine Base vorbereitet, das Greenstuff muss da noch aushärten, dann kann ich bald ein vollständiges Gesamtbild liefern.
@Maxu: Nein nein, verstecken tu ich nichts, aber ich habe schlichtweg nicht viele aktuell bemalte Modelle, die lassen sich an einer Hand abzählen. In diesem Sinne fehlt mir noch einiges an Routine, aber ne solide Basis ist ja schon da, allerdings noch viel mehr Luft nach oben, die gibt es einfach immer. Dabei versuche ich mich möglichst objektiv einzuschätzen, weder falsche Bescheidenheit noch Überheblichkeit bringen einen weiter, aber die eigenen Stärken und Schwächen muss man sich vor Augen halten, um sie gezielt weiter aus- bzw. abzubauen .
Andernorts wurde ich gebeten etwas mehr zur Theorie zu sagen und da ich grundsätzlich sehr überlegt an solche Sachen rangehe, kann ich mal auf die Theorie hinter dem Farbschema eingehen. Zum Großteil ist das sehr subjektiv und vielleicht auch nicht für jeden interessant, daher im Spoiler:
Es fing an mit dem Grau, das wollte ich unbedingt mal mit Violett shaden, um die Wirkung zu sehen. Das lilane Shading schlug damit direkt eine Brücke zu anderen Lilatönen und führte zu der Überlegung, mit eher schwachen Kontrastarten zu arbeiten, insbesondere Bunt-Unbunt reizte mich.
Weil ich aber auch mit Farbkontrasten arbeiten wollte, ohne dabei zu knallig zu werden, fiel die Wahl auf Blau, das ja wie bereits erwähnt im Farbkreis sehr nah am Violett liegt; nahe beieinander liegende Farben kontrastieren an sich nur wenig, bringen aber die gewünschte Farbigkeit ohne der Harmonie zu schaden.
Blieb die Wahl einer echten Schmuckfarbe, aber auch hier wollte ich es nicht übertreiben, daher entschied ich mich für Magenta; diese Farbe liegt weiter entfernt vom Blau aber immer noch nahe am Violett, dabei hat es mit den anderen Farben verschiedene Wirkungen: Zum Grau besteht abermals ein Bunt-Unbunt-Kontrast, zum Blau kontrastiert es schon stärker durch etwas mehr Warm-Kalt-Kontrast, aber auch nur wenig, da Magenta eher zu den neutralen Farben mit leichter Tendenz ins Warme zählt. Magenta und Violett stehen dann wieder so nahe beieinander stehen, dass die Wirkung fast schon monochrom ausfällt.
Für letzte Details wie Zähne wollte ich das Grau dann wieder einbinden, es jedoch mehr mit Weiß mischen, dadurch entstehen starke aber unaufdringliche Kontraste (Hell-Dunkel und Qualitätskontrast). Für Augen wollte ich erst Gelb/Orange nehmen, aber das hätte gleich zwei Komplementärkontraste reingebracht (Blau/Orange und Lila/Gelb) sowie einen starken Warm-Kalt-Kontrast. Auf Anraten wurde also Grün ausprobiert und für deutlich harmonischer befunden, zwar besteht abermals ein Komplementärkontrast zum Magenta, aber eben nur einer und der Warm-Kalt-Kontrast wurde deutlich zurückgenommen, da auch Grün eine eher neutrale Farbe ist.
Bei der Basegstaltung möchte ich die dezente Linie fortsetzen und wieder auf das Grau zurückgreifen in Form einer Aschewüste oder "Mondlandschaft". Rein Grau wird da aber schnell langweilig, daher möchte ich mit kleinen Details in Lila/Magenta arbeiten, um Akzente zu setzen und die Farben des Schemas nochmal aufzugreifen (die Farbverklammerung wieder ).
Im Fazit wollte ich also bewusst mit schwachen und eher selten gesehenen Kontrasten arbeiten, dabei versuche ich jeder Farbe eine Funktion zuzuordnen:
Grau: Basis für die Kontraste Bunt-Unbunt, Qualität, etwas Hell-Dunkel und Simultankontrast zu den benachbarten bunten Farben
Lila: Bunt-Unbunt und ansatzweise Qualitätskontrast mit Grau wegen des Shadings, Hell-Dunkel über hohe Schwarzanteile
Blau: Bunt-Unbunt zu Grau, Hell-Dunkel über hohe Schwarzanteile, leichter Farbkontrast zu Lila
Magenta: starker Bunt-Unbuntkontrast zum Grau, leichter Warm-Kalt-Kontrast zum Blau, leichter Farb- oder fast schon Qualitätskontrast zum Lila
Weiß: Starker Hell-Dunkel- und Bunt-Unbuntkontrast
Grün: Komplementärkontrast zum Magenta, der wegen des Mengenverhältnisses zwischen Grün und Magenta zugunsten des Grüns geht, dessen Leuchtkraft wird etwas erhöht (Quantitätskontrast)
In dieser Aufzählung sieht man, dass nur wenige und eher schwache Kontraste die Gesamtwirkung erzeugen, der wichtigste darunter ist Bunt-Unbunt, während Hell-Dunkelkontraste für Spannung sorgen sollen. Hell-Dunkelkontraste sind zwar ebenfalls sehr stark, gehen dabei aber nicht so sehr über die Farbigkeit, diesbezüglich sind Komplementär- sowie Warm-Kaltkontraste die stärksten, daher habe ich sie weitestgehend vermieden.
Soweit zur Theorie, vieles ist dabei natürlich nicht in Stein gemeisselt, sondern nur die Summe aus meinem Wissen + persönlichen Geschmack. Inwiefern die Gedanken dahinter zutreffend sind, ist also sehr subjektiv. Ihr könnt mir dazu gerne Feedback geben, welche Ansätze gelungen sind und welche nicht, schließlich soll das kein Überredungsversuch sein .