Moinsen,
Ich muss erst mal ein wenig ausholen:
als ich die Tage versuchte, meine Magic Fähigkeiten etwas aufzupolieren, kam ich auf die Seite "Magic für Freizeitspieler". Dort ist mir ein Text in die Hand gefallen, der mich nachdenklich gemacht hat. Es handelt sich dabei um ein Plädoyer zur Verwendung deutscher Begriffe statt einer denlischen Sprache (also einer Mischung aus Englisch und Deutsch) in Magic. In den letzten Tagen machte ich mir Gedanken dazu und merkte, dass es im 40k eine ähnliche Tendenz gibt.
Sicherlich, teilweise ist es nur sporadisch da, aber eben doch teilweise an stellen, die relativ unnötig sind.
Warum nennen wir beispielsweise den Angriff gerne "Charge", die Schnellschüsse lieber "Snapshots" und rüstungsbrechende Attacken "Rending"? Die Liste kann man theoretisch so weiter führen. Sei es bei den Sonderregeln wie "feel no pain" oder bei den Verbündeten mit "Battlebrothers"statt Waffenbrüder. Genauso bei Einheitennahmen und an welcher Stelle es richtig komisch wird ist, wenns ums Schlagen/Schießen geht mit "Hit(s)" und "Saves". Ich weiß, es ist wahrscheinlich längst nicht so schlimm, wie bei Magic, aber doch interessant zu beobachten.
Warum nutzen wir teilweise im normalen Sprachgebrauch Wörter, welche wir genauso gut auch in der deutschen Variante sagen könnten?
Denn zum einen ist sämtliches Material, oder zumindest das meiste, welches wir haben auf deutsch übersetzt worden. Denn um die Umgehung von Übersetzungsfehlern kann es hierbei nicht gehen, schließlich sind es ja einzelne Wörter, nicht komplette Kontexte. Und die Wörter, welche wir auf enlisch nutzen sind eigentlich Standard-Worte in 40k, warum also?
Oder geht es um die Umständlichkeit der deutschen Begriffe (zu lang)? Aber auch das scheint mir kein wirklicher Grund. Entweder macht es gar keinen Unterschied wie bei "Battlebrothers" oder nur einen maginalen wie bei "feel no pain".
Und ich sträube mich auch gegen den Punkt, dass sich das Englische einfach schöner anhört, wenn man im Redefluss immer wieder englische Worte aufblitzen sieht.
Folgendes ist wichtig!!!
Mir gehts hierbei nicht um was Welt bewegendes. Weder hab ich die Angst, dass unsere Sprache dadurch verkommt, noch plädiere ich dafür, jetzt jeden englischen Begriff aus dem Forum zu verbannen. Ich empfand den Text einfach als interessant und wollte gerne darüber reden/schreiben, ganz unverfangen. Schließlich nutze ich ja selbst auch zuhauf oben genannte Begriffe und kann mich daher nicht einfach ausklammern.
Ich hoffe einfach auf eine rege und interessante Diskussion, die vielleicht den ein oder anderen nachdenklich machenden Punkt produziert und die Frage klärt, warum wir teilweise so gerne lieber die englischen, statt die deutschen Begriffe nutzen.:)
Hier im Spoiler findet ihr im übrigen noch das gefundene Plädoyer vielleicht ist es ja interessant.
Plädoyer
– für die Verwendung von deutschen Begriffen und deutschsprachigen Magic-Karten
"Als Abkiepkost säkrifeiße ich..." – "Wenn du nichts mehr in meiner först Meynfeys machst, würde ich gerne den Äteck erklären." – "Den mit Schädou kannst du nicht blocken." – "...Dämedsch auf den Stäck..." – "...ein plus-eins-plus-eins-Kaunter..." – "In deinem Endoftörnstepp..."
Ich weiß nicht – geht es nur mir so, dass einem solch ein Kauderwelsch gegen den Strich geht? Ist das cool? Oder bequem? Oder liegt's an Unwissenheit? Für alle Begriffe rund um das Magic-Spiel gibt es deutsche Übersetzungen. Und klingt es nicht viel besser so: "Für die Versorgungskosten opfere ich..." – "Wenn du nichts mehr in meiner ersten Hauptphase machst, würde ich gerne den Angriff erklären." – "Den mit Irrealität kannst du nicht blocken." – "...Schaden auf den Stapel..." – "...eine plus-eins-plus-eins-Marke..." – "In deinem Zugendesegment..."?
Mag sein, dass es an den vielen englischsprachigen Internetseiten liegt oder an den auch hier so verbreiteten englischsprachigen Karten. Es gehört schon ein wenig Abstraktion dazu, eine Kreatur, auf der "shadow" steht, als "irreal" zu identifizieren. Da fragt man sich aber: Warum sollte man überhaupt englischsprachige Karten verwenden? Hier sind die fünf besten Ausreden für die Verwendung von englischsprachigen Karten:
"Wir spielen immer in international gemischten Gruppen." – Wenn das stimmt und in dieser Runde dann auch englisch gesprochen wird, ist es mehr als fair, auch englischsprachige Karten zu verwenden. Doch seien wir mal ehrlich: Auf wen trifft das wirklich zu?
"Deutsche Karten lassen sich schlechter tauschen oder verkaufen." – eine sich selbst bestätigende Scheinbegründung. Nur wenn alle oder zumindest die meisten so denken, trifft das zu. Oder tauschst du oft mit Magic-Spielern im Ausland?
"Deutschsprachige Karten sind teurer." – stimmt, aber wenn die paar Cent eine Rolle spielen, solltest du vielleicht gar nicht erst anfangen, Magic-Karten zu sammeln...
"Die deutschen Übersetzungen klingen oft doof." – weil du nicht weißt, wie doof die englischen Texte in anderen Ohren klingen. Oder was, glaubst du, heißt "charbelcher", "rampage", "scry", "madness", "sunburst", ...
"Die deutschen Kartentexte sind manchmal fehlerhaft." – Das ist allerdings ein schwer wiegendes Argument. Wie oft habe ich mich über die miserable Qualitätssicherung bei der Übersetzung geärgert. Aber es betrifft alles in allem nur eine Handvoll Karten. Ärgerlich genug, aber überschaubar (siehe Übersetzungsfehler), und meines Erachtens kein triftiger Grund, nur noch englischsprachige Karten zu verwenden.
Dem möchte ich einen guten Grund für deutschsprachige Karten entgegenstellen:
Auch wenn es manchmal in den Hintergrund rückt – in Magic geht es um mehr als Karten zu Decks zusammenstellen, damit antreten und nach Möglichkeit gewinnen. Du bist ein Zauberer, der durch Magie Kreaturen an seine Seite beschwört und der mit Zaubersprüchen und magischen Gegenständen einen oder gar mehrere andere Zauberer bezwingen will. Magic ist kein hirnloses Ballerspiel, es ist geistig anspruchsvoll und lebt von dem mystischen Flair, von der im wörtlichen Sinn zauberhaften Atmosphäre. Mit nur ein paar Karten auf der Hand und auf dem Tisch bedarf es dafür durchaus einer gewissen Phantasie, auch wenn die künstlerisch mitunter ansprechenden Bilder und die Anekdotentexte ebenfalls dazu beitragen. Und die Phantasie kann immens angeregt werden, wenn man nicht nur weiß, was die Karte macht, sondern auch, wie sie heißt.
Wer weiß denn, was "Truce" bedeutet oder "Wallop" oder "Jilt"? Wer versteht, was mit "Syphon Soul" gemeint ist, oder kennt einen "Joiner Adept"? Wem ist klar, dass eine englische "Probe" im Deutschen eine "Sonde" ist und keine Probe? Sind "Köder", "Schwermut", "Fallgitter" oder "Vorzeichen" nicht viel bildhafter als "Lure", "Megrim", "Portcullis" und "Portent"? Und beflügelt das nicht die Sprache: einen Köder legen, Schwermut unter den Gegnern verbreiten, das Fallgitter herunter lassen, Vorzeichen erahnen?
Ich möchte dich ermutigen, mit deutschsprachigen Karten zu spielen und insbesondere die deutschen Kartennamen und Begriffe zu verwenden. Ich weiß, es ist längst nicht mehr selbstverständlich, sich in seiner eigenen Sprache ausdrücken zu können (dazu braucht man sich nur Gästebücher auf WWW-Seiten anzuschauen), daher fällt es möglicherweise nicht leicht; aber es ist nicht zuletzt eine gute Übung. Wenn man anderen von Magic erzählt, können sie sich's besser vorstellen, Anfänger lernen das Spiel leichter, wenn sie die Begriffe und Karten verstehen, und deinen Freunden und dir bleibt viel mehr von der Idee des Zaubererwettstreits erhalten. Als Hilfsmittel kannst du gerne auf die Übersetzungen der Magic-Begriffe und -Kartennamen in meinem Download-Bereich zurückgreifen.
Und bevor ich's vergesse, ganz nebenbei: Wie viele deutsche Muttersprachler können "Lead Golem", "Iron Myr", "Psychic Venom", "Sword Dancer", "Lich's Tomb" oder "Gratuitous Violence" überhaupt richtig aussprechen? Kannst du's?
mfg
Zerzano