Gestern haben wir - endlich! - den letzten Star Wars-Film aus der Skywalker-Saga gesehen. Es wird ja sicherlich noch weitere geben irgendwann in der Zukunft, aber der Handlungsbogen, der vor 42 Jahren begann, ist nun abgeschlossen ...
Das allein ist schon ein komisches Gefühl, und nach all den emotionalen Achterbahnfahrten, die es mit den letzten Filmen gab (und die vor allem in den Kommentarspalten aller sozialer Medien stattfanden) war die Frage, wie es enden wird. Würdig? Befriedigend? Atemberaubend? Enttäuschend?
Dazu wird natürlich jeder seine eigene Meinung haben, und ich denke, wer mit Episode VII und insbesondere mit Episode VIII unzufrieden war, der wird auch von IX nicht besänftigt werden können. Wer aber nur einen der beiden Vorgänger gut fand, vielleicht sogar beide, der kann beruhigt sein.
Wie immer zunächst eine spoilerfreie Aussage, bevor's ans Eingemachte geht: Ich war optisch ja von jedem der neuen Filme geflasht, ganz egal, ob sie zur Trilogie gehörten oder "Star Wars Stories" waren. Episode IX übertrifft alle vier vorangegangenen Filme der letzten Jahre optisch nochmal deutlich, wie ich finde. Etliche wunderbare neue Handlungsorte, die zum Teil nur viel zu kurz zu sehen sind, ein paar atemberaubende Bildkompositionen (die meisten davon waren allerdings schon in den Trailern zu sehen, viel Neues kommt im Film dann nicht mehr hinzu) ... und endlich, endlich mal wieder ein paar wirklich liebevoll gemachte Kreaturen. Überhaupt sind Creaturedesign und Kostüme wieder vom Feinsten, und während mich Canto Bight im letzten Film noch ein wenig aus der Bahn geworfen hat, weil es teils sehr cool war, mal was sauberes, zivilisiertes im Star Wars Universum zu sehen, andererseits aber alles in mir "Welcher Bond-Film ist das?" schrie, haben mir alle neuen Handlungsorte dieses Mal rundherum gefallen. Natürlich hat man Wald-, Wasser-, Eis- oder Wüstenplaneten schon zur Genüge gesehen, aber dem Film gelingt es, trotzdem immer nochmal einen draufzusetzen.
An den Soundtrack habe ich kaum Erinnerungen, dazu hat mich das Tempo und die Inszenierung insgesamt zu sehr gefesselt. Ich habe, wie schon bei Ep. VIII, keine wirklich eingängigen neuen Themen herausgehört, aber ich hatte auch in keiner Sekunde das Gefühl, dass die Musik nicht paßt. Wenn man aufpaßt, erkennt man vermutlich Versatzstücke aus allen vorangegangenen Filmen wieder - an einer Stelle habe ich sehr bewußt ein Stück aus Episode I anklingen hören.
Anspielungen und Zitate der Originaltrilogie gibt es natürlich ebenfalls wieder, wenn auch weniger aufdringlich in meinen Augen als in den beiden Vorgängern. Ein paar sind sicherlich einfach dazu da, ein Gefühl der Vertrautheit zu erzeugen, einige haben aber definitiv die Aufgabe, Dinge "abzuschließen" oder abzurunden, die z.T. beim Start des Franchise begonnen wurden. Besonders am Schluß wird das an einer Stelle überaus deutlich.
Absolut begeistert hat mich, wie Carrie Fisher als Leia in den Film eingebaut wurde. Man konnte stellenweise wirklich vergessen, dass sie während der Dreharbeiten schon über ein Jahr tot war. Irritiert hat mich, dass Rian Johnson seinerzeit sagte, es gebe kein ungenutztes Material aus Episode VIII - soweit ich weiß, stammten die nun verwendeten Schnipsel aus beiden vorangegangenen Filmen.
Ab hier geht's dann im Spoiler weiter.
Wie gesagt, Leia ist großartig. Sowohl die verwendeten Schnipsel, und wie die neuen Szenen und Dialoge darum herum gebaut wurden, das ist alles absolut stimmig. An zwei Stellen gibt es sowas wie Rückblenden (etwas, das es nach meiner Erinnerung vor Episode VIII bei Star Wars gar nicht gab), in denen eine verjüngte Version zu sehen ist. Auch das ist sehr überzeugend gemacht und darüber hinaus sehr kurz gehalten.
In der Anfangsphase des Films ist das Tempo sehr hoch, man hat ein wenig das Gefühl, dass das Grundsetting erst gelegt werden muss, weil man nicht einfach am Vorgänger anknüpfen kann und will. Ungewöhnlich wird daher der große "Plot-Twist", die Rückkehr Palpatines, auch schon im Starttext verraten. Die Erklärung, dass er nie wirklich tot war und die ganze Zeit im Hintergrund die Fäden gezogen hat, finde ich dabei weitaus stimmiger als eine mögliche Variante wie "Bösewicht X oder Y hat ihn geklont". Zwar wird nicht erklärt, wie genau er den Sturz überlebt hat, aber da das ja auch Luke auf Bespin schon gelungen ist und Darth Maul sogar in zwei Hälften in die Tiefe stürzen und dennoch überleben durfte, ist das auch nicht wirklich von Belang.
Neue Charaktere werden eingeführt und fügen sich sehr stimmig ein, gerade Zorri Bliss ist eine Figur, von der ich gern mehr sehen würde. Die in Fankreisen sehr umstrittene Rose rückt deutlich in den Hintergrund und ist nicht mehr Teil des Hauptcast, sondern taucht immer wieder am Rand der Handlung auf. Das passt aber, auch wenn ich es mutiger gefunden hätte, ihr eine prominentere Rolle zu geben.
Wenn es eine Sache gibt, die stört, dann ist es der künstliche Zeitdruck: An irgendeiner Stelle am Anfang wird erwähnt, dass bis zum großen Showdown nur noch 16 Stunden Zeit sind - und die übrigen zwei Drittel des Films spielen dann in diesen 16 Stunden. Allein das Herumreisen der Helden und insbesondere eine für den Schluß essentiell wichtige Aktion - das Zusammentrommeln von Verbündeten - kann aber nicht wirklich realistisch in dieser Zeit erfolgt sein, das wirkt unglaubwürdig. Da wäre es besser gewesen, auf eine Zeitangabe komplett zu verzichten, das hätte der Dramatik keinen Abbruch getan und ansonsten darüber im Unklaren gelassen, wie viel Zeit zwischen den einzelnen Handlungselementen wirklich vergangen ist.
Ebenfalls zuviel - wenn auch nicht als Showstopper - war dann ein Kuss am Schluss. Ich denke, es wäre auch ohne gegangen und hätte kein bißchen weniger gut gewirkt.
Wunderbar sind die vielen kleinen Anspielungen auf die alten Filme (und sogar auf Clone Wars und Rebels, wenngleich man da gut hinhören muss: zwei der Jedistimmen am Schluß, die Rey Mut zusprechen, gehören Ahsoka Tano und Kanan Jerrus), die kleinen und großen Auftritte alter Helden (Lando ... Han und Luke dürfen auch nochmal in Erscheinung treten, und dann kommt auch noch Wedge Antilles zum Showdown) - das ist wirklich ein bißchen wie bei Herr der Ringe, als am Schluss ein Ende nicht nur für den einen, sondern für alle drei Filme wirken mußte. Hier sind es sogar neun.
Ich würde am liebsten gleich morgen nochmal reingehen und ich bin sehr gespannt, wann die ersten "Eastereggs"-Analysen im Internet auftauchen, die mir all die Dinge zeigen, die ich übersehen - und überhört - habe. Ich würde z.B. wetten, dass bei den Schiffen am Schluss das eine oder andere bekannte dabei ist ...