Interview mit einem Kriegsherren - Erste Staffel

Es ist Donnerstag und das heißt, es ist wieder Interview-Zeit! Heute plaudere ich mit meinem geschätzten Mod-Kollegen Maxamato über das Hobby aus Sicht eines Turnierspielers. Wie allseits bekannt ist, handelt es sich bei Turnierspielern ja um eine besonders unangenehme Art von Hobbyisten: Sie spielen immer total gemeine Imba-Listen, nutzen jede Regellücke schamlos aus -- oder noch schlimmer, halten sich wortwörtlich an RAW, obwohl doch wirklich jeder ganz genau und absolut sicher weiß, wie die Regel RAI wahrscheinlich 100%ig gemeint ist -- der wunderbare Hintergrund von 40k interessiert sie einen feuchten Kehricht, bei Regeldiskussionen müssen sie immer das letzte Wort behalten, damit nur ja alles zu ihren Gunsten ausfällt und auf den gewöhnlichen Hobbyisten blicken sie als bemitleidenswertes Opfer hinab, welches keinen blassen Schimmer davon hat, wie man 40k richtig spielt... oder etwa doch nicht?! Fragen wir doch einfach mal nach!

Wie und wann bist Du zu 40k gekommen?

Mein Einstieg ins Tabletop-Hobby erfolgte 1995 über das strategische Fantasy-Brettspiel Claymore-Saga von MB, bei dem die Spielfiguren von GW bzw. Citadel stammten. Mein Bruder fand dann heraus, dass GW selbst ein noch cooleres Fantasy-Miniaturenspiel vertrieb und so bin ich dann zu Warhammer Fantasy gelangt und habe mit der 4. oder 5. Edition angefangen. Wenig später habe ich dann 40k entdeckt und sowohl die Minis als auch der Hintergrund gefielen mir von Anfang an super. 1997 wurde es dann mein Hauptsystem und im gleichen Jahr habe ich auch mein erstes Turnier bestritten. Eine wirkliche Herausforderung war zu Beginn die Beschaffung von Hobbymaterial. Es gab zwar einen Händler mit GW-Artikeln in meiner Nähe, aber dessen Angebot war überschaubar. Viele Sachen habe ich daher über die Mail Order von GW bestellt. Dort konnte man entweder direkt anrufen oder Bestellkarten hinschicken, die dem White Dwarf beilagen. Das Internet steckte damals in den Kinderschuhen und Onlinehändler gab es noch gar nicht.

Was macht für Dich das Hobby aus? Was gefällt Dir daran am Besten?

Mir gefällt am Hobby seine Vielseitigkeit und dass man immer wieder unterschiedliche Teilaspekte forcieren kann. Ich hatte Phasen, in denen ich nur gebastelt oder gemalt habe und Phasen in denen ich ausschließlich Bücher gelesen habe. Insgesamt lag und liegt bei mir der Fokus aber ganz klar beim Spielen. Und zwar aus zwei Gründen: Erstens gefällt mir der soziale Aspekt, also das Zusammensein und der Austausch mit anderen Hobbyisten. Zweitens mag ich den strategischen Aspekt des Spiels (Listenschreiben) und das Taktieren auf der Platte, also das Umsetzen der Strategie, sehr gerne. Deshalb fahre ich auch regelmäßig auf Turniere und zwar besonders gerne, wenn diese im Ausland stattfinden bzw. Teilnehmer aus vielen verschiedenen Ländern haben. Ich habe schon Turniere in Österreich, Deutschland, Slowenien und Kroatien gespielt. Dazu kommen noch meine Einsätze bei der ETC (European Team Championship) in Serbien letztes Jahr, damals als Teil des Teams Österreich, und nächsten Monat in Griechenland als Legionär im Team Slowenien. In einer Mannschaft zu spielen, mit den Kollegen Taktiken und Listen zu besprechen und sie im Training gemeinsam zu testen, hat noch mal seinen ganz eigenen Reiz und ist ein Erlebnis, welches ich jedem nur empfehlen kann.

Welches ist Dein bevorzugtes Volk / Legion / Orden?

Meine erste Armee waren die Dark Angels und hinsichtlich des Hintergrunds sind sie immer noch meine bevorzugte Fraktion. Der Fluff im Codex: Engel des Todes hat mich damals einfach gefesselt und mit ihrer Geschichte und ihren Charakteren konnte und kann ich mich identifizieren. Und die ordensspezifischen Modelle, sprich, Marines mit Kutten, haben dann ihr Übriges getan. In spielerischer Hinsicht hat sich mein Blickwinkel aber im Laufe der Jahre geweitet. Da ich grundsätzlich der imperialen Seite zugeneigt bin, sind später noch die Imperiale Armee und Space Marines bzw. Blood Angels dazugekommen. Auf Dauer wurde es mir damit aber etwas langweilig und für etwas mehr Abwechslung habe ich mir dann auch noch zwei Xenos-Armee zugelegt und zwar Eldar und Dark Eldar. Daher gibt es jetzt auch nicht mehr "das" bevorzugte Volk für mich. Ich spiele alle meine Armeen gerne und dank meiner großen Miniaturensammlung und der Alliiertenregel kann ich nun auch gut durchmischen.

Erzähl uns ein wenig über Deine eigene (Haupt-) Armee!

Meine Figurensammlung ist über die Jahre stetig gewachsen, eigentlich ist mit jedem Codex-Release was Neues dazugekommen. Mittlerweile besitze ich über 40 Termis, 35 Schwarze Ritter und um die 100 Modelle in Servorüstung, dazu kommen dann noch Transportfahrzeuge, Panzer und Cybots. Ich denke, dass es in Summe um die 8.000 Punkte sein müssten.

Sammelst Du weitere Armeen?

Wie ich schon sagte, besitze ich noch eine große Imperiale Armee (ca. 8.000 Punkte) und einen Haufen Space Marines, die auch als Blood Angels gespielt werden (ca. 7.000 Punkte). Zudem ca. jeweils 5000 Punkte Eldar und Dark Eldar sowie kleine Kontingente der Space Wolves und Skitarii (jeweils ca. 1.000 Punkte). Und dann habe ich noch einen Imperialen Ritter sowie ein paar irgendwo herumfliegende Soros. Beim Miniaturenkauf habe ich mich in meinen Anfangsjahren allein von der Optik leiten lassen. Mit der steigenden Bedeutung des Turnierspiels sind für mich die Regeln des Modells aber ebenso wichtig geworden. Typischerweise lese ich mir einen neuen Codex durch und überlege dann bei jeder Einheit: Zu welchem Konzept passt sie? Will ich so ein Konzept spielen? Reicht zu dessen Umsetzung meine bestehende Modellsammlung oder brauche ich wirklich das neue Modell? Sind diese Fragen für mich beantwortet, dann wird die Sammlung ggf. entsprechend ergänzt und dementsprechend sind meine Armeen über die Jahre stetig gewachsen. Es passiert mir aber dennoch, dass ein Modell zwar doofe Regeln hat, aber so cool aussieht, dass ich es trotzdem haben muss.

Zeige uns doch bitte ein Bild Deines Lieblingsmodells!

Mein Lieblingsmodell ist Ezekiel von den Dark Angels:

Wie würdest Du Deinen Spielstil beschreiben?

Mein Spielstil hängt sehr stark von der gespielten Fraktion ab. Zurzeit spiele ich sehr gern aggressive, auf Nahkampf und Psi basierende Todessterne. Wenn ich eine Liste schreibe, überlege ich mir grundsätzlich folgendes:

• Mit welchen Gegnerlisten/-konzepten bzw. Einheiten/Modellen muss ich rechnen?
• Auf welche Fraktion(en) habe ich Bock zu spielen?
• Was gibt meine Mini-Sammlung alles her?

Auf Basis dieser Überlegungen versuche ich dann, Lösungen zu finden. Um zwei Beispiele zu geben: Wie bekomme ich ein bestimmtes Modell wie einen Wraithknight oder Imperialen Ritter in den Griff? Wie gehe ich mit bestimmten Konzepten, beispielsweise einem Todesstern, um? Ich mache mir in Vorfeld also ziemlich viele Gedanken über meinen Codex und etwaige gegnerische Listen und erstellen dann in der Vorbereitung meist eine ganze Reihe von Konzepten, bis ich mich endgültig festlege. Daher schwankt auch mein Spielstil; im Grund spiele ich von totaler Defensive bis kompletter Offensiv alles.

Was war Dein größter Erfolg, dein schönstes Erlebnis im Hobby?

Die Teilnahme an der ETC vor zwei Jahren; die übrigens auch heuer wieder ansteht. Mit ca. 400 Gleichgesinnten aus den verschiedenstes Kulturkreisen das Hobby zu frönen, ist einfach genial. Dabei bekommt man auch einen tollen Einblick, wie sich in anderen Ländern mit dem Hobby auseinandergesetzt wird, was zumindest mir in mancher Hinsicht den Horizont erweitert hat.

Was war der größte Reinfall?

Das war mein erstes 40k-Turnier in Graz 1997. Der Spielmodus war eine Vorrunde und dann eine K.o.-Phase. Ich spielte damals Dark Angels und hatte keinen Schimmer, wie man eine kompetitive Liste erstellt bzw. spielt. Zudem gab meine damalige Mini-Sammlung noch nicht sonderlich viel her, da ich ja überhaupt erst seit einem Jahr 40k spielte. Daher bekam ich dreimal ordentlich eine Klatsche — gegen wenn, weiß ich gar nicht mehr so genau, ich meine es waren Impse, Eldar und CSM — und flog in der Vorrunde als Turnierletzter raus.

Welche BL-Roman sollte man unbedingt mal gelesen haben?

Sie wurden zwar bereits in den anderen Interviews empfohlen, ich muss sie aber ebenfalls nennen: Die Inquisitor-Reihe von Ian Watson. Ich besitze zwar nur die deutsche Ausgabe, aber auch in der Übersetzung kommt die Atmosphäre des 40k-Universum sehr gut zur Entfaltung.

Womit beschäftigst Du Dich aktuell im Hobby? Hast Du Pläne für zukünftige Projekte?

Derzeit steht die Vorbereitung auf die ETC in Griechenland an. Ich bin dabei, gegnerische Listen zu analysieren, die Regelklarstellungen der ETC durchzuarbeiten, Reisevorbereitungen zu treffen und mit dem Team die notwendigen Schritte abzustimmen. Danach kommt das „Umbasen“ meiner Marines dran. Es werden alle 25er-Bases durch 32er-Bases ersetzt. Da es die Farben nicht mehr gibt, mit denen ich die alten Bases bemalt hatte, muss ich mir eine komplett neue Basegestaltung überlegen und dann ca. 400 Bases erneuern.

Wenn Du drei Wünsche im Hinblick auf das Hobby frei hättest, welche wären das?

Zunächst würde ich mir wünschen, dass sich die Hobby-Community weniger auf die „schlechten“ Dinge konzentrieren würde und stärker die positiven Entwicklungen berücksichtigen würde. Mir ist klar, dass 40k und GW nicht frei von Fehlern sind und gerade die Regeln sind nicht immer optimal geschrieben. Meiner Meinung nach hat sich mit der 7. Edition aber dennoch vieles in die richtige Richtung entwickelt, wie beispielsweise durch die Einführung der taktischen Missionsziele, die angepasste Alliiertenregel, die Möglichkeit diverse Kombinationen zu spielen oder die zügigeren Intervalle bei der Aktualisierung der Codices. Mein zweiter Wunsch wäre ganz einfach, dass wieder mehr Leute 40k spielen und insbesondere die Turnierszene erneuten Zuwachs erhält. Und als drittes würde ich mir eine größere Akzeptanz von Forgeworld-Einheiten wünschen, dann hätte ich endlich auch einen Grund, eine HH-Armee auszuheben.

Verfolgst Du regelmäßig Hobby-Blogs? Welchen kannst Du besonders empfehlen?

Aktuell verfolge ich nur 40kings, insbesondere die sehr guten Videos von WhiteFairy. Wobei man allerdings auch nicht alles glauben darf, was in denen gesagt wird. Ansonsten schaue ich auch gerne mal bei Tabletop Masters vorbei. Insbesondere deren Podcasts zu Turniervorschauen und nachträglichen Analysen kann ich empfehlen und auch ihre Kommentierungen der diversen Bücher der einzelnen Fraktionen sind sehr interessant. Schließlich kann ich noch 1d4chan empfehlen, dort findet man gute Zusammenfassungen aller Publikationen, Einheiten, Psikräfte und Ausrüstungsgegenstände.

Gibt es noch etwas, was Du immer schon mal loswerden wolltest oder hast Du einen speziellen Tipp für unsere Forumsmitglieder?

Da würde ich mal drei Dinge nennen:

• Nehmt das Hobby nicht allzu ernst; auch nicht hier im Forum. Es hängt nicht euer Leben davon ab, ob ihr bei einer Regeldiskussion Recht bekommt oder nicht. Ein etwas entspannter Umgang miteinander macht das Hobby- und Forumsleben sehr viel angenehmer.
• Beteiligt euch, so gut es geht, an Diskussionen bzw. startet selbst häufiger welche. Nur so haben wir alle was davon. Wenn beispielsweise jemand etwas über seine Malfertigkeiten wissen will, dann gebt ihm Feedback! Wenn jemand eine Rezension schreibt, dann gebt ihm Feedback! Wenn jemand eine Frage bzgl. Strategie/Taktik stellt, dann gebt ihm Feedback! Davon lebt das Forum und unter derartigen Bedingungen entstehen dann auch viele lesenswerte Beiträge, von denen alle was haben.
• Nehmt nicht alles für bare Münze, was Leute so von sich geben. Der Nahkampf ist bei 40k beispielsweise nicht tot, er ist nur schwerer umzusetzen als eine fernkampflastige Liste. Und die 7. Edition ist keine schlechte Edition, mir macht sie sogar mehr Spaß als alle anderen Editionen zuvor. Was ich damit zum Ausdruck bringen möchte: Macht euch euer eigenes Bild von den Dingen, indem ihr mehr spielt und mehr ausprobiert — und uns im Forum daran mit euren Spielberichten teilhaben lasst!