Zunächst: sollte es einen solchen Thread schon geben, dann ist das hier natürlich obsolet und darf gerne gelöscht/verschoben werden. Aber zumindest unter den aktuelleren Threads habe ich nichts wirklich passendes gefunden.
Dann mal zum Kern der Sache:
Nachdem ich nun an Ostern mal wieder ein wenig 40k gespielt habe und mich dazu auch tatsächlich mal mit den Regeln der sechsten Edition beschäftigen musste, sinnierte ich im Nachhinein ein wenig darüber nach, was mir eigentlich an dem Hobby gefällt.
Ausschlaggebend dafür war das Lesen der Regelsektion für das Aufstellen von Gelände:
Warum? Ganz einfach - weil mir dieser Regelabschnitt klar vor Augen geführt hat, dass ich noch nie nach "korrekten" Regeln Gelände aufgestellt habe.
Mein Ziel war und ist es, ein möglichst stylisches Spielfeld zu haben. Wenn da mehr Gelände draufsteht als draufstehen sollte oder eine Seite etwas bevorteilt wird, dann nehme ich das schulterzuckend hin.
Gelände möglichst zum eigenen Vorteil aufzustellen und dabei die Optik des Spielfelds außer Acht zu lassen ist mir ein Greuel. Gleiches gilt für "zweckdienliche" Spielfelder aus besprühten Spanplatten und meiner Empfindung nach hässlichem oder lieblosen Gelände. Wenn ich sowas nur sehe, vergeht mir schon jegliche Lust auf das Spiel.
Zudem scheint sich mein Kaufverhalten sowie meine Wahrnehmung der Einheiten immer mehr von den tatsächlichen Codexeinträgen der Einheiten zu lösen.
Tatsächlich schaue ich mir eigentlich nur noch Bilder der Einheiten an - bei GW selbst, bei CMON, über die Google-Bildersuche. Wenn mir das betreffende Modell gefällt, les ich irgendwann noch den Hintergrund und irgendwann entsteht dabei dann in meinem Geist eine bestimme Armeekomposition, deren Stil mich sehr anspricht. Noch nicht mal zwingend als Armee auf dem Spielfeld, sondern einfach als "Dioramen-Armee" - ohne dass ich Dioramen hätte oder vorhabe, welche zu bauen. So ist es beispielsweise mein Ziel, mindestens 3 Monolithen zu besitzen. Nicht dass ich jemals 3 Monolithen spielen würde (oder gar noch mehr), aber mir gefällt die Vorstellung einer "klassischen" Necronphalanx mit reihenweise Kriegern und vielen Monolithen einfach ausgesprochen gut.
Lustigerweise ist mir das Spiel selbst dabei nicht übermäßig wichtig.
Die sechste Edition ist beileibe nicht schlecht, mir gefällt sie sogar überraschend gut - obwohl ich sehr skeptisch bezüglich den Duellen war (Stichwort "Herohammer"). Nichtsdestotrotz ist das Spiel unterm Strich sehr träge und zieht sich ziemlich in die Länge für das, was es bietet. Der größte Reiz sind - für mich - die sich immer wieder neu ergebenden Positionen der Einheiten auf dem Spielfeld. Auf einem stimmigen Spielfeld hat man damit quasi ein sich stetig veränderndes Diorama, das ich - zumindest bisher - nicht müde werde zu betrachten. Und je mehr Geländeauswahl und Einheitenauswahl man besitzt, desto mehr Möglichkeiten hat man, dieses "Living Battlefield Diorama (tm)" ( ) jedesmal wieder neu zu gestalten.
Aus naheliegenden Gründen mag ich deshalb nicht nur "zweckdienliche" Platten nicht besonders, sondern bin auch kein großer Freund von geproxten Einheiten. Ausrüstung ist kein Problem, aber solange meine Dark Eldar kein Modell für einen Nachtrabe-Jagdbomber haben, wird der auch nicht gespielt. Zweisitzig =|= einsitzig.
Die vorher erwähnte Schwäche von 40k als Spielsystem, dass es sich für das, was es bietet, recht in die Länge zieht, ist gleichzeitig aber auch seine Stärke.
Bei 40k habe ich deshalb Zeit, die sich im Verlauf ergebenden cineastischen Situationen und Begegnungen zu betrachten und zu genießen - mit etwas Glück vielleicht sogar mit episch-cineastischen Ergebnissen (Archon und Alpha-Krieger bekämpfen sich in einer Ruine im Duell, die Leibwache des Alpha-Kriegers ist bereits tot, die siegreichen Hagashin bilden einen Ring um das Spektakel), weil das Spielsystem es zulässt.
Der Wettkampf-Gedanke als Hauptantrieb kommt bei mir also wohl so kurz, dass er kaum erwähnenswert ist. Nichtsdestotrotz lockt es mich, irgendwann mal zu einem Turnier zu fahren. Erstens aus Neugier - ich schau gern über Tellerränder. Zweitens, um idealerweise auf verschiedensten schön gestalteten Platten gegen schön gestaltete Armeen zu spielen und im Zuge dessen viele schön anzuschauende "Living Battelfield Dioramen (tm)" betrachten zu dürfen.
Ganz offenkundig habe ich mich also in einen 40k-Optik-Junkie verwandelt, den das eigentliche Spiel nur am Rande interessiert. Das war auch mal anders - aber ich finds eigentlich gar nicht so schlecht.
Einerseits ist es natürlich toll für GW, weil ich irgendwelche schwachsinnigen Einheiten kaufe, die spieltechnisch eigentlich nicht besonders lohnend sind.
Andererseits ist es aber auch toll für mich, weil mich die "Rüstungsspirale" im Prinzip nicht tangiert - ich schau ja eh primär nur Bildchen in den Codices an. Und da ich auch keinen großartigen Ehrgeiz im Hinblick auf "Sieg" oder "Niederlage" habe (wenn ich tatsächlich mal spiele) kann ich auch gut damit leben, wenn ich halt das Mega-Über-BCM in Nano-Finecast für nur 59€ nicht aufstelle.
Unterm Strich fühlt es sich für mich so an, als ob ich mich ein Stück weit losgelöst habe und das Hobby mit gewissem Abstand und aus einem anderen Blickwinkel betrachte - und gerade deshalb wieder mehr Spaß daran habe.
Soweit mal meine Gedanken zum Thema.
Bin mal gespannt auf Antworten - und ob überhaupt welche kommen.