"Zweifel" - jetzt auch mit Titelbild XD


  • Inexpugnatus


    [Systemneustart]


    [Initiiere automatische Selbstdiagnose]


    [Starte Systemabfrage]


    [Basisfunktionen: kritisch; Energieversorgung: kritisch; Antriebssystem: kritisch; Optische Sensoren: kritisch; Waffensysteme: kritisch]


    [Selbstdiagnose abgeschlossen. Einsatzfähigkeit: 12,5%. Wartung dringend erforderlich]



    Die mächtige Kriegsmaschine lang tief eingraben im schlammigen Boden, den sie mit ihren eigenen Ketten aufgewühlt hatte. Der Rumpf, seine ursprüngliche Farbe vor lauter Verwitterung kaum mehr erkennbar, war gezeichnet von Laserschüssen und Granatentreffern. Doch keiner davon schien die Panzerung aus Adamantium, Stahl und Ceramit ernstlich verletzt zu haben.


    Eine hünenhafte Gestalt in einer stahlgrau schimmernden Rüstung umwanderte den Panzer und begutachtete seinen Rumpf von allen Seiten. Mit schweren Schritten trat er über die Überreste gefallener Astartes hinweg. Die Schlacht musste lange zurückliegen. In den geborstenen und zerrissenen Servorüstungen steckten nur noch bleiche Knochen. Die ganze Kompanie musste hier ihr Ende gefunden haben, ohne dass ihr Orden darüber Kenntnis erhalten hatte. Andernfalls wäre der wertvolle Panzer sicherlich geborgen worden. Jetzt waren nicht einmal mehr die schützenden Siegel des Adeptus Mechanicus auf der Maschine zu erkennen.


    Ein Geschenk der Götter. Syktywkars Kriegsschar konnte den Panzer gut gebrauchen. Mit etwas Glück waren seine Systeme noch so weit intakt, dass er sich wieder herrichten ließ. Syktywkar ergriff die Sprossen an der rechten Seitenluken und erklomm das Dach des Gefährts. Er kniete nieder und zerrte an der primären Zugangsluke. Die Verschlussmechanismen hielten. Ob sie noch intakt oder durch Korrosion festhielten, ließ sich von außen schwer feststellen. Er sah sich um. Unter tellergroßen Metallkuppeln verbargen sich die externen Zugriffspunkte. Grobe Fußtritte genügten, um die Abdeckungen zu entfernen. Wie die Köpfe einer Hydra wanden sich die Werkzeugarme seines Servoharnischs hervor, Greifer und Kupplungen bissen sich in den Systemzugängen des Land Raiders fest.



    [Registriere externen Systemzugriff; erwarte Verifizierung der Zugangsberechtigung: Adeptus Mechanicus oder Adeptus Astartes]


    [Erbitte dringend Unterstützung bei Systemwiederherstellung; Energieversorgung wechselt in Notbetrieb; Einsatzfähigkeit: 10% und fallend]



    Syktywkar sandte seinen Systemcode durch die Verbindungen. Sein Verstand, mit den Systemen seines Servoharnischs gekoppelt, suchte die Verbindung mit dem Maschinengeist des Land Raiders.



    [Fehlerhafte Eingabe; Zugehörigkeit des Nutzers zum Adeptus Mechanicus oder Adeptus Astartes nicht verifiziert; verweigere Zugriff]



    „Ein störrischer Maschinengeist“, lachte Syktywkar. „Selbst wenn es mit ihm zu Ende geht.“ Er positionierte einige der Kuppelungen um.



    [Unautorisierter Zugriff, Identität des Nutzers nicht verifiziert, Zugriff verweigert; Zugriff verweigert; Zugriff verweigert]


    [Einsatzfähigkeit: 7,5%; Systemversagen steht bevor]



    Syktywkar schickte weitere Codezeilen in das System des Land Raiders. Codes, die er selbst in Jahrhunderten perfektioniert hatte, um die Maschinengeister der Astartes-Panzer zu unterwerfen. Er war stolz darauf.



    [Fehler in den Sicherheitsroutinen; unberechtigter Zugriff auf Systeme]



    „Na also“, sagte Syktywkar mit seiner metallischen Stimme. „Jetzt werden wir sehen, was sich mit dir noch anfangen lässt.“



    [Systemwiederherstellungsprotokolle eingeleitet; Basis: eingeschränkt; Reaktor: eingeschränkt; Antriebssystem: kritisch; Optische Sensoren: kritisch; Waffensysteme: kritisch]


    [Einsatzfähigkeit 12,25% und stabil]



    Ein leichtes Beben lief durch den Rumpf. Syktywkar ließ sich davon nicht aus dem Gleichgewicht bringen, die schweren Stiefel seiner Rüstungen hielten ihn standfest. Ein dumpfes Brummen, das innerhalb von Sekunden zu einem hohen Heulen anstieg, signalisierte das Hochfahren des Reaktors.



    [Systemwiederherstellung läuft; Basis: normal; Reaktor: eingeschränkt; Antriebssystem: kritisch; Optische Sensoren: eingeschränkt; Waffensysteme: kritisch]


    [Einsatzfähigkeit 20% und steigend]



    „Na siehst du. Kein Grund, sich zu sträuben. Ich will dir nur helfen.“ Syktywkar grinste höhnisch hinter dem Voxgitter seines Helmes. Er winkte seinen Tross aus Servitor-Sklaven heran. Zwei schleppten eine schwere, kohlschwarze Schatulle. Die Messingbeschläge zeigten das Zeichen des Achtzackigen Sterns. Sie hievten den Behälter zu dem Warpschmied hinauf.


    Syktywkar nahm die Kiste entgegen, platzierte sie auf dem Dach und öffnete die Verschlüsse. Er nahm einen prismenförmigen Gegenstand heraus, hob ihn, fest mit der Hand umschlossen, vor sein Gesicht und betrachtete ihn prüfend. Im Inneren des kristallinen Gegenstandes pulsierte und wand sich ein rotviolettes Licht. Der Warpschmied stimmte einen beschwörenden Singsang an, der bedrohlich metallen aus seinem Voxgitter schallte. Ein Servoarm löste sich von dem Panzer und ergriff das Prisma. Unheilige Energien strömten aus dem Artefakt in den Harnisch. Syktywkars Körper bebte vor Erregung. Der Beschwörungsgesang verstärkte sich zu einem Dröhnen. Er ließ die Machte des Warps durch sich hindurchfließen, um dem erhabenen Wesen die Inbesitznahme der Astartes-Maschine zu ermöglichen.



    [Systemwiederherstellung läuft; Basis: normal; Reaktor: normal; Antriebssystem: eingeschränkt; Optische Sensoren: eingeschränkt; Waffensysteme: eingeschränkt]


    [Einsatzfähigkeit 45% und steigend]


    [Registriere fremde Präsenz; Identifikation: unbekannt; vermutete Klassifikation: Warpentität; Status: feindlich; verweigere Zugriff, verweigere Zugriff; benötige Unterstützung; feindliche Übernahme der Einheit droht; benötige Unterstützung]



    Der Beschwörungsgesang des Warpschmieds steigerte sich zu einem rasenden Brüllen und Kreischen, das die Servitoren sich in den Schlamm niederwerfen ließ. In wenige Augenblicken würde das Ritual abgeschlossen sein. Der Dämon würde den Maschinengeist bezwungen und die Kontrolle über den Land Raider übernommen haben. Ein weitere Dämonenmaschine im Dienst der Dunklen Götter.



    [Einsatzfähigkeit 75% und steigend; die Einheit benötigt Unterstützung; feindliche Übernahme steht bevor; Waffensysteme: eingeschränkt]


    [Optische Sensoren: normal; identifiziere Häretiker Astartes]


    [Antriebssysteme: normal; leite Abwehrmaßnahmen ein]



    Unvermittelt heulten die Motoren des Land Raiders auf. Die Ketten setzten sich rasselnd in Bewegung, erst stockend, dann stetig, und wirbelten den Schlamm auf. Der Panzer ruckte vor und zurück. Überrascht von der plötzlichen Aktivität, verlor Syktywkar das Gleichgewicht und stürzte auf das Deck. Die Servorarme rissen aus den Zugriffsbuchsen. Ein Kreischen zerriss die Luft. Das Ritual war nicht abgeschlossen. Die Warpentität wurde aus den Systemen des Panzers gerissen.



    [Feindlicher Übergriff unterbunden; setze Maßnahmen fort]



    Der Panzer ruckte erneut vor und zurück, und begann, sich um die eigene Achse zu drehen, erst nach rechts, dann nach links, dann wieder vor und zurück. Immer wieder wechselte er die Fahrtrichtung. Die stumpfen Servitoren waren nicht in der Lange, sich rechtzeitig in Sicherheit zu bringen, und wurden unter seinen Ketten zermalmt und in den Schlamm eingraben.


    Schließlich gelang es dem Land Raider, den Warpschmied von seinem Rücken zu werfen. Syktywkar stürzte in den Schlamm. Schwerfällig richtete er sich auf. Zorn erfüllte ihn, und noch etwas anderes. Zuerst hatte er geglaubt, der Dämon wäre nach dem gescheiterten Ritual in den Warp entschwunden. Doch dem war nicht so. Er konnte seine Präsenz spüren. Das erhabene Wesen hatte sich in die Systeme seines Servoharnischs geflüchtet. Die Macht, die ihn dadurch erfüllte, war unvergleichlich. Warum war er nicht schon früher auf diesen Gedanken gekommen?


    Er wandte sich wieder dem Land Raider zu. So leicht würde er den verfluchten Astartes-Maschinengeist nicht davonkommen lassen. Wieder schossen die schlangengleichen Servorarme vor, diesmal knisternd vor dämonischer Energie.



    [Identifiziere Häretiker Astartes; Einsatzfähigkeit 80% und stabil; Waffensysteme: eingeschränkt; Einheit setzt Abwehrmaßnahmen fort]



    Der Land Raider schwenkte auf den Warpschmied ein und hob die schwere Bolter an seiner Front. Doch statt Boltgeschossen stießen die Rohre nur ein metallisches Rasseln aus. Syktywkar lachte. In seiner verzerrten Stimme schallte das infernalische Kichern des Dämons mit. Der Land Raider richtete seine Laserkanonen aus und schoss.



    [Abwehrmaßnahmen abgeschlossen; Reaktor: kritisch; Energiereserven: 8% und fallend; Einheit fährt System herunter]




    Horatio löste die Kupplungen seines Servoharnischs von den Kontrollpanelen in der Kommandokanzel des Land Raiders. Andächtig strich er mit seinem silbernen Handschuh über die Innenverkleidung.


    „Nun?“


    Horatio drehte sich um. Bruder Thidias wirkte in seiner mächtigen, silbernen Terminatorrüstung hier wie eingezwängt. Die beiden Grey Knights traten durch die geöffnete Frontluke heraus. Wenige Schritte vor dem Rumpf der heiligen Maschine lag der Leichnam des Warpschmieds. In die Brustplatte seines Servoharnischs war ein großes, schwarz umrandetes Loch geschmolzen.


    „Der Maschinengeist ruht. Aber er kann wiedererweckt werden. Alle Systeme sind in funktionsfähigen Zustand.“


    „Das war nicht meine Frage“, entgegnete der Justicar.


    „Er ist unberührt vom Chaos“, antwortetet der Techmarine. „Er hat sich allein der Verräter und ihrer dämonischen Verbündeten erwehrt, wie man es von einem Diener des Imperators erwarten darf. Er wäre würdig, Teil unseres Ordens zu werden.“


    „Und du hast keine Zweifel, Bruder Horatio?“ Skeptisch betrachtete Thidias den Panzer.


    „Würdest du an einem Bruder aus Fleisch und Blut zweifeln, der, schwer verwundet, seine Feinde erschlagen und einen Dämon zurück in den Warp gesandt hat?“


    „Nicht, wenn der Ordenspriester ihn für rein erklärt.“


    „Zählt mein Wort hier nicht wie das eines Ordenspriesters?“


    „Das tut es“, räumte der Justicar ein. “Doch sein Erscheinungsbild lässt Zweifel übrig.“ Thidias deutete auf die Drachenköpfe, die an den Mündungen der Laserkanonen prangten.


    „Man kann sie austauschen. Doch angesichts seiner Taten hier würde ich sie belassen, als Trophäen, die seine Geschichte erzählen.“


    „Wir werden sehen“, sagte Thidias. „Hat dieser Panzer einen Namen?“


    „Inexpugnatus“, antwortete der Techmarine.


  • Ich finde die Geschichte richtig toll!!


    Das mit den Namen kenn ich. Echt schwer. Vorlebt ein Doppelname? "Adhuc sto" (Ich stehe noch)?
    sicherlich nicht der Weisheit letzter Schluss, aber vielleicht lässt dich in der Richtung ja noch was besseres finden?

  • Sehr schön erzählt! Eine wirklich tolle Kurzgeschichte, da stimme ich Illion vorbehaltlos zu.


    Und die Moral von der Geschicht? Vorm Unterwerfen Du sollst reparieren nicht :D

  • Danke für die Rückmeldung.^^


    Ich hatte etwas Sorge, dass die Erzählung zu viele Lücken hat (was zum Stil von Kutzgeschichten gehört.) In die Wahrnehmung des Maschinengeists muss man sich schon reindenken.


    Namensmäßig bin ich über Umwege doch wieder zu "unbezwungen" zurückgekommen, allerdings aus einem anderen Wortstamm: "Inexpugnatus"


    Expugno=bezwingen, unterwerfen leitet sich von pugnare=kämpfen ab, im Gegensatz zu indomitus, das von domare aus dem Wortfeld dominus=der Herr.


    Die Form mit dem Negations-Präfix in- bei expugno gibt's im Wörterbuch zwar nicht, aber ich denke, das ist für 40K-Hochgothisch-Pseudolatein eine legitime Wortbildung. Dann das Partizip Perfekt, und fertig.

  • wie wäre es mit "der unbeugsame" "Invictus"?

    Ist das selbe wort wie unbezwungen.... 🤦🏼‍♂️

    Wobei... ich denke mal der Name ist nicht zu Gross. Erstmal,.... Landraider sind nicht so häufig und dazu noch ein Grey Knight.... der darf schon heroisch sein und der unbeugsame ist recht gut für einen Grey Knight die nunmal gar-nie-nicht aber auch niiiiiieeeemals korrumpierbar sind. Entschuldige meine übertreibung, das bezieht sich auf unkorrumpierbarkeit eines Grey Kngihts.


    Aber invictus ist ein guter name für einen landraider....


    Apropo schöne Geschichte und interessanter plot... macht spass weiterzulesen. 👍🏻😁


    Vielleicht incorruptus? Nein kling wie unterbrochener sex.😁

    Inmobile auch nicht so gut.... 😁

    Rigoroso....????

    Inconcusso....????


    imperterritus, stabilis, pertinax, determinatus


    Namen müssen kurz und knackig sein bei protagonisten....bei antagonisten die schnell weggewischt werden nicht. Ausser bei endgegnern.


    Ok das waren mal meine Gedanken dazu.:up:

    You are my unbroken blades. You are the Death Guard.


    +++ Mortarions erste Worte an seine Legion +++

    Einmal editiert, zuletzt von Ullius Faylon ()


  • Zweifel



    Asturriàn gehorchte – und hielt überrascht die Luft an. Er befand sich nicht mehr im Wald des Kristalldoms. Dunkelheit umgab ihm. Er sah sich um, oder versuchte es, denn er konnte weder eine Richtung noch ein Oben oder Unten ausmachen. Es war, als schwebte er in einer tiefblauen Leere.


    Er wandte sich Ydrir zu. Der junge Geisterseher war in der Dunkelheit nicht zu sehen, doch Asturriàn konnte seine Anwesenheit spüren. Er konnte sich nicht erklären, wo er war und was mit ihm geschehen war. Eigentlich hätte er Wachsamkeit verspüren, hätten alle seine Krieger-Instinkte ihn in Anspannung versetzen müssen. Doch Asturriàn empfand nichts dergleichen, nur tiefste Ruhe und ein wunderbares Gefühl von Geborgenheit.

    Lichter glommen auf wie Sterne am Abendhimmel. Sie näherte sich, schwebend und tanzend und zogen ihre Kreise um die beiden Aeldari. Die Stimmen, das Lied, das Asturriàn eben noch wie aus weiter Ferne vernommen hatte, war nun ganz nah. Es umgab ihn von allen Seiten und umhüllte ihn wie eine Wolke aus Klang. Die Melodie schwebte und wogte auf und ab mit den Bewegungen der Lichter, nicht laut, doch mächtiger und eindringlicher als zuvor.


    Asturriàn begann eine Ahnung zu dämmern, ein Anflug von Furcht. Waren dies die Seelen der Toten? War er… Er wagte nicht, den Gedanken zu Ende zu führe.


    Das leise Lachen des Geistersehers hallte in seinem Geist wider. Er hatte nicht zu Ydrir gesprochen, doch schienen Gedanken und Worte hier ein und dasselbe zu sein.


    „Du vermutest richtig, Autarch. Dies ist die Unendlichkeitsmatrix. Doch sei unbesorgt, wir sind als Gäste hier.“


    Asturriàns Anspannung zerfloss in die Dunkelheit, während die tiefe Ruhe sich erneut in ihm ausbreitet. Während die Lichter sich näherten, konnte er ihre Stimmen verstehe. Nicht mit Worten, doch in den Tiefen seiner eigenen Seele. Und was er wahrnahm, erfüllte ihn mit Freude.


    „Was sagen sie dir?“ hörte er Ydrir fragen.

    Asturriàn wusste, dass der Geisterseher das gleiche wahrnahm, wie er selbst, vermutlich sogar noch mehr. Dennoch antwortete er, wohl mehr, um sich selbst seiner Empfindungen zu versichern.


    „Sie sind hier. In Sicherheit. Und in Frieden.“ Noch einmal lauschte er. „Sie erzählen ihre Geschichten. So viele auf einmal. Zu viele, um sie alle zugleich zu hören.“


    „Sie sind immer um uns, all ihr Wissen, alles, was sie waren, alles, was wir sind“, ergänzte Ydrir. „Nicht nur ZarAsuryan. Auch Ilthadash.“


    Asturriàn lächelte traurig, oder fühlte zumindest, dies zu tun. „So viele mussten wir zurücklassen, so viele sind verloren.“


    „Aber all jene, die du aus deinem Weltenschiff gerettet hast, sind hier. Du hast wahrlich ein neues Zuhause für dein Volk gefunden, OteshNovas.“


    Er nickte. „Sie danken mir.“


    Plötzlich spürte Asturriàn eine neue, fremdartige Präsenz. Eine unbestimmbare Bedrohung ging von ihr aus. Wie aus dem nichts formte die Empfindung sich in der Dunkelheit zu einer Kreatur. Sie glich einem dichten, wabernden Nebel von tiefstem, fast schwarzem Dunkelrot. Glimmende, scharlachrote Bänder wanden sich darin und schossen immer wieder aus dem Körper hervor wie lange Beine. Dabei wechselte das Wesen immer wieder seine Gestalt, einmal länglich, einmal rund einmal, mit dutzenden Gliedern zugleich, dann wieder völlig ohne. Wo immer es sich bewegte, hinterließ es eine Spur wie aus hauchfeinen, silbrig glänzenden Fäden, die nur allmählig wieder verblassten.


    „Was ist das?“ raunte Asturriàn.


    Ydrir schien mit einem Mal ernster geworden zu sein. „Ein QuassNanar[18]. Sie schützen die Unendlichkeitsmatrix vor feindseligen psionischen Präsenzen.“


    Das Geschöpf näherte sich Asturriàn so weit, dass er seine Berührung zu spüren glaubte. Ihm war, als tastete es mit seinen flirrenden Gliedern seine Seele ab.


    „Und wenn sie etwas Fremdes finden?“


    „Dann fallen sie in Schwärmen darüber her und absorbieren seine Energie, bis es restlos vernichtet ist.“


    Ein Schauer lief durch Asturriàns. Endlose Augenblicke verstrichen, in denen die Warpspinne um ihn kreiste. Ihr Silberfäden wanden sich in losen Schlingen um seine Körper. Er wagte kaum zu atmen. Die Waffen der Aspektkrieger, die dieses Geschöpf zu ihrem Vorbild erkoren hatten, waren ihm nur zu vertraut. Ihre monomolekularen Fäden schnitten ihre Opfer mit jeder Bewegung in Stücke.


    Schließlich entfernte die Warpspinne sich wieder. Ihre flimmernde Gestalt verblasste in der Dunkelheit, ihre geisterhaften Gespinste nur wenige Augenblicke später. Asturriàn verspürte Erleichterung. Was immer das Geschöpf bei ihm gesucht hatte, es schien nicht fündig geworden zu sein.


    „Wir sollten gehen“, vernahm er Ydrirs Stimme. „Die Geister der Lebenden gewöhnen sich allzu leicht an Frieden der Unendlichkeitsmatrix. Je länger wird bleiben, umso schwerer wird es, zurückzukehren.“


    Doch Asturriàn war noch tief in Gedanken. Hatte die Warpspinne ihn für eine Bedrohung gehalten? Erneut kam ihm seine Begegnung mit dem QuassLosseainn in den Sinn. Niemals hätte er den Worten eine Dieners des Chaos auch nur Beachtung schenken dürfen. Die waren nahe daran gewesen, seinen Geist zu vergiften. Doch die Warpsinne hatte sich zurückgezogen. Er beschloss, dies als Zeichen zu nehmen, dass er keinen Makel davongetragen hatte.


    „Ja“, sagte er schleppend. „Ja, du hast recht Ydrir. Lass uns zurückkehren.“



    Es fühlte sich an, als würde er aus warmem Wasser auftauchen. Asturriàn holte tief Luft und öffnete die Augen. Er befand sich wieder auf der Lichtung des Kristallwaldes. Das sanfte Plätschern des Wasser drang an sein Ohr. Die Stimmen der Seelen waren verklungen, doch ihr Echo hallte warm und beruhigend in seiner Seele. Er fühlte, dass sein Gesicht feucht war. Langsam erhob er sich von seinem Sitzplatz auf der Wurzel.


    „Ich bin dir zutiefst zu Dank verpflichtet, Ydrir.“ Der Autarch verneigte sich tief vor dem Geisterseher. „Nun verstehe ich vollends, was die Unendlichkeitsmatrix bedeute.“


    Erst jetzt wurde Asturriàn gewahr, dass die Geisterklinge ihre Schwerter in Händen hielt. Weißblaue Energieentladungen umtanzten die großen, geschwungenen Klingen. Das silbernen Phantomkristall-Konstrukt stand reglos da und schien ihn anzusehen. Verunsichert wechselte der Autarch seinen Blick wieder zu dem Geisterseher. Dessen Mine war ruhig, doch undurchschaubar.


    „Wir geleiten dich zum Ausgang“, sagte Ydrir. Asturriàn nickte.


    Schweigend wanderten die drei den mäandernden Pfad zurück. Den gesamten Weg begleitete Asturrian das Lied der Seelen, leise doch beständig. Er wusste, wann immer er diesen Ort erneut aufsuchen würde, nun war es für ihn nicht mehr verborgen.


    Wieder am Tor zum Kristalldom angekommen, wandte er sich noch einmal an den Geisterseher.


    „Ich kann nicht, in Worte fassen, was ich heute erfahren habe. Und wie dankbar ich dir bin, Ydrir. Mehr als zuvor werden ich all meine Kraft darauf verwenden, das Weltenschiff zu schützen. Du hast mein Wort.“


    „Daran besteht kein Zweifel, Autarch. Bevor Ihr gehst, habe ich noch etwas, das ich Euch geben soll.“ Ydrir zog einen ovalen, matt orange schimmernden Edelstein aus einem seiner Beutel. „Die Kristallsänger haben ihn wiederhergestellt.“


    Er trat an Asturriàn heran und setzte den Wegstein sorgfältig in die leere Fassung auf der silbernen Brustplatte der Autarchenrüstung ein. Asturriàn strich mit dem Fingern über die glatte, nun wieder makellose Oberfläche. Ein neues Gefühl der Sicherheit und Zuversicht erfüllte ihn.


    „Danke“, sagte er noch einmal mit einer leichten Verneigung. „Elith, Geisterseher.“


    „Elith, Autarch OteshNovas.“


    Ydrirs Blick folgte dem Autarchen nachdenklich, dann wandte er sich der Geisterklinge zu. Ydril deaktivierte seine Schwerter und befestigte sie wieder auf seinem Rücken. Einige Augenblicke sahen sie einander an, als würde sie Gedanken austauschen.


    „Es war nicht nötig, die Waffen zu ziehen. Ich war nicht in Gefahr“, sagte ruhig und ohne Vorwurf. „Aber du hast recht. Das Verhalten der Warpspinne war ungewöhnlich. Die Seele eines Aeldari sollte nicht ihr Interesse wecken. Wir müssen auf Asturriàn achtgeben.“


    ____________________________________________________________________________

    [1] Menschen (abwertend)

    [2] Schüler des Kurnous, Weltenläufer-Bruderschaft von ZarAsuryan

    [3] Menschen (neutral)

    [4] Weltenläufer

    [5] Grauhabicht

    [6] Rächer Asuryans

    [7] Todesfeen

    [8] Skorpionkrieger

    [9] Feuerdrachen

    [10] Dunkle Schnitter

    [11] Wartet ab!

    [12] Dämonenjäger (Inquisitor des Ordo Malleus)

    [13] Der Warp

    [14]Angriff!

    [15] Space Marine

    [16] Zieh dich zurück.

    [17] Der Warpraum

    [18] Warpspinne

  • Gefällt mir schoneinmal richtig gut. Werde gerne weiterlesen.

    Besonders wie du den Kult beschreibst; das gibt richtig schön lebende Bilder im Kopf. Gefällt mir, genau so stelle ich mir das vor. :)

  • Und weiter geht es. Den schon bestehenden Teil hab ich ausgegraut, aber noch lesbar. Allerdings hab ich da noch ein bisschen nachgearbeitet, das Setting noch ein biscchen ausgefeilt und Asturriàns Gedanken noch etwas vertieft.

  • Und weiter geht es. Euch fällt sicher auf, dass ich den Titel geändert habe. Der alte war zwar nicht falsch, der hier sagt aber eher, worum es geht.


    Ich geb zu, die Hundlung ist schon eine ziemliche Standard-Situation, keine besonderen Überraschungen. Und ich hatte ja schon mal an anderer Stelle erwähnt, dass ich Kampfszenen nur bedingt gut beschreiben kann - zumindest empfinde ich das selbst so.

    Aber es geht, wie gesagt, auch hauptsächlich um das Innenleben des Protagonisten. Ich hoffe, das kommt gut genug raus. Vermutlich werde ich da beim nochmal durchlesen auch noch das eine oder andere nacharbeiten. Über Tips, wo noch was fehlt, würde ich mich freuen.

  • Hey, also ich kann dir da gar nicht beipflichten!

    Ich fand den Kampf gegen den Marine super. Sowohl von der Seite des Autarchen (Eldar-Überheblichkeit), wie auch dem Marine (Chaos-Überlegenheit). Auch ganz grosses Kino, dass die beiden wirklich fast wie Halbgötter beschrieben sind - was sie im Fluff ja auch sind. Ich meine, wenn ein Imperialer Soldat nen Chaosmarine mit dem Bayonett niedersticht, hinterlässt das für mich immer ein etwas bitterer Beigeschmack... Das hast du super gemacht!


    Ich bin übrigens ebenfalls der Meinung, dass ich nicht so ein Talent für Kampfszenen habe. Meistens beneide ich die, die du verfasst, schon etwas ;)

    mMn gibts da nicht viel, das geändert werden sollte. Was eventuell (Kritik auf hohem Niveau) etwas "anders" ist als besonders von GW-Büchern gewohnt, ist der doch recht "harmlose" Grad an Gore. Besonders die frühen Bücher von Graham McNeill haben da schon ne heftige Messlatte an Grimdark gesetzt, was für mich eigentlich schon auch immer ikonisch für 40k war. Von mir aus darfst du da gerne mehr im Detail beschreiben, wie wortwörtlich die Fetzen fliegen. :D

  • Ok. Eigentlich liegt das Fetzen fliegen lassen mir nicht so. 😅 Ich hab da nicht so das Vorstellungsvermögen um ehrlich zu sein.


    An dem Scharmüzel mit den Kultisten wollte ich mich nicht so lange aufhalten, denn die sind für Eldar ja eher Hindernisse als Gegner. Zumal ich mir das so vorstelle, dass schnelle und präzise und dadurch mehr oder weniger saubere Kills eher dem Wesen der Asuryani entsprechen. Und auch den meisten Waffentypen, die die haben.

    Und der Marine und der Autarch haben beide zu viel Rüstung, bzw. Technik um sich, als dass da auch nur Blut fließen könnte - noch.

    Aber mal sehen, das eine oder andere Detail füge ich vielleicht noch dazu. Aber lieber Akzente, denn als flächendeckend.

  • Ok. Eigentlich liegt das Fetzen fliegen lassen mir nicht so. 😅 Ich hab da nicht so das Vorstellungsvermögen um ehrlich zu sein.


    An dem Scharmüzel mit den Kultisten wollte ich mich nicht so lange aufhalten, denn die sind für Eldar ja eher Hindernisse als Gegner. Zumal ich mir das so vorstelle, dass schnelle und präzise und dadurch mehr oder weniger saubere Kills eher dem Wesen der Asuryani entsprechen. Und auch den meisten Waffentypen, die die haben.

    Und der Marine und der Autarch haben beide zu viel Rüstung, bzw. Technik um sich, als dass da auch nur Blut fließen könnte - noch.

    Aber mal sehen, das eine oder andere Detail füge ich vielleicht noch dazu. Aber lieber Akzente, denn als flächendeckend.

    Nun, das ist auch völlig okay. Also meinetwegen musst du auch gar nichts diesbezüglich machen, ich finde so, wie du schreibst, super.

    War eher Kritik auf ganz hohem Niveau bzw. eher eine Vorschlag, wie du die Kampf-Szenen Ergänzen kannst, denn Kritik.


    Die Aufteilung Kultisten/Marine ist dabei schon sehr gut so. Das zeigt ja auch genau das; die Kultisten sind Beigemüse, der Marine ist die Gefahr. Das sollte unbedingt so bleiben, richtig. Ein zwei Sätze, wäre so das, was mir in den Sinn käme:


  • Das ist jetzt wirklich intressant. Hätte ich garkein Problem mit, das so zu schreiben. Allerdings funktionieren die Schurikenwaffen so - meiner Vorstellung nach - garnicht. Die Geschosse sind scheibenförmig, hauchdünn und scharf. Sie dringen in den Körper ein und hinterlassen von außen Schnittwunden, zerschneiden aber im Körper Organe und Blutgefäße und dürften sich durch Muskelbewegungen auch noch weiter bewegen. Der Gegener verblutet innerlich. Wie Schrapnell, nur viel feiner und präziser. So eine offenkundige Sauerei käme mir eher un-asuryanimäßig vor.

  • Hehe, wusste ehrlich gesagt selbst net, wie die Shurrikan-Waffen funktionieren. Hab im Lexicanun geschaut, da hiess es, sie reissen gerne auch mal ganze Stücke aus ihrem Opfer 😅


    Geht aber auch anders. Aber die Waffenwirkung relativ ungeschönt zu beschreiben, ist mMn ein schönes 40k-Stilelement, um Kampfszenen etwas a) in die länge zu ziehen, b) grimdark umzusetzen.

  • So, hab mir die Anregung zu Herzen genommen und in Teil III ein bisschen nachgearbeitet, mit goldener Schriftfarbe kenntlich gemacht.


    Außerdem hat mich das hier

    Die Aufteilung Kultisten/Marine ist dabei schon sehr gut so. Das zeigt ja auch genau das; die Kultisten sind Beigemüse, der Marine ist die Gefahr. Das sollte unbedingt so bleiben, richtig.

    auf einen Gedanken gebracht. Warum lässt sich Asturriàn von dem Chaos Marine überraschen? Haben die Runenpropheten ihn vor dem Einsatz nicht gewarnt? Doch, haben sie. Aber wie das mit Prophezeihungen so ist, auch bei den Eldar sind sie nicht immer 100% klar. ;)



    Nebenbei hab ich für "Inexpugnatus" wiede eine Illustration drin, hauptsächlich deshalb, weil der Text jetzt auch auf meiner Homepage ist und ich dafür ein Beitragsbild brauchte.

    15103-inexpugnatus-1-jpg


    Als mein Mann das gesehen hat, fragte er, ob ich ein Spiel für den Atari machen würde. Da die Kurzgeschichte ja teilweise aus Sicht des Maschinengeistes des Land Raiders ist, war diese spontane Assotiation die Bestätigung, dass das Bild passt. :D

  • oh, wie hast du dann die Querschraffierung/Bildschirm Filter hinbekommen? Ist das Fix in GIMP integriert oder wie schauts aus? Sowas bräuchte ich nämlich unbedingt in Photoshop :D


    edit: Habe gerade noch deine Ergänzungen gelesen! Absolute Spitzenklasse, ganz grosses Lob dafür. Sehr stimmig, sehr atmosphärisch, sehr Warhammer. Ich bin hell begeistert. Auch das mit der "Ungenau-Prophezeiung" ist eine klasse Idee.


    Einfach nur wow, verdammt Spitze geworden <3 <3

  • Nächster Abschnitt. Mit dem Titel bin ich immer noch nicht so ganz zufrieden. Und irgendwie wird das ganze immer länger dafür, dass das eigentliche in Rückblick ist und noch einen Rahmen mit einem ganz anderen Erfahrungsbericht habne soll. Oder es kommt mir nur so vor, weil das Schreiben sehr viel lämger dauert, als der tatsächliche Output an geschriebenem am Ende ist. :|

  • Also, der Abschnitt ist doch ganz gut geworden :)

    Einziger Kritikpunkt: Ich Zweifle daran, dass ein Energieschwert in Geröll/Beton stecken bleiben kann. Wenn es in Beton hereingerammt werden kann (mit Hilfe des Energiefeldes), kann es auch wieder herausgezogen werden (solange das Energiefeld aktiv ist). Entweder müsste in der Szene wohl das Energiefeld ausfallen, oder der Marine das Schwert aus den Händen verlieren.


    Bisher finde ich es mit der länge sehr angenehm, sollte aber doch bald mal zu Ende sein, soll da noch was ganz anderers. Es liest sich eher als das Intro für eine darauffolgende Story als denn ein kurzer Rückblick. Wenn das noch mehr aufgebaut wird, erwartet der Leser dann, dass es da auch weiter geht ;)


    Was der Titel angeht, ja, irgendwie passt er sich nicht auf die vorherigen. Habe mir selbst kurz Gedanken gemacht, aber wirklich sinnvolles ist mir nicht eingefallen. "Das jagen" "Das duellieren" "Das Kämpfen", alles irgendwie unschön?