Uaha, das geht nun aber tief
Das ist Sinn der Sache. Ohne Bewusstsein keine Lösung. Wobei mein Ansatz zunächst einmal Gedankenaustasuch wäre, wenn dir das recht ist. Vielleicht hilft das schon weiter. Das meiste kommt mir auch sehr bekannt vor, auch wenn ich das für mich noch nie so ausformuliert habe.
Einerseits habe ich 1'000'000 verschiedene Interessen... Wenn ich mich dann am Abend entscheiden muss - müde von der Arbeit - dann wähle ich lieber eines der 500'000 Hobbies, dass nicht so viel "Geisteskraft" braucht, wie das schreiben.
Das hatte ich bis vor einem halbe Jahr oder so auch, zumindest wenn man alles, was ich irgendwie mache oder gemacht habe, zusammenfasst. Davor hatte ich immer wieder Phasen, wo ich komplett anderen Sachen nachgegangen bin, z.B. hab ich ein gigantisches Zoobauprojekt auf dem Rechner liegen, daneben mein Sport, gelegentlich Gaming etc.
Ich bin mir nicht sicher wie, aber ich hab geschafft, das fast vollkommen auf 40K zu reduzieren. Einen gewissen Anteil hatte auch die Rückmeldung aus dem Forum ausgemacht, wovon einfach mehr und positivere kam, als beispielsweise die zu meinem Zooprojekt im entsprechenden Forum. Das Zoothema ist im Moment sowohl virtuell als als reallife ad acta, weil ich festgestellt habe, dass das Thema reallife inzwischen mehr stresst als entspannt, aber das wäre eine zu ausufernde Geschichte. Dadurch hab ich viel Zeit freigeräumt und die Kreativität, die ich voher in meinen Zoobau gesteckt habe, stecke ich jetzt wieder in Miniaturen.
Das Gaming hab ich auch fast komplett eingestellt. Ich weiß garnicht mehr, wann ich das letzte mal meinen Skyrim-Charakter besucht habe. Hier bin ich mir ziemlich sicher, dass das von Geschichtenausdenken für 40K selbst kommt. Ich brauche (erstemal) keine fremden Geschichten mit fremden Charakteren durchzuspielen, wenn ich meine eigenen hab. Das gleiche vollzieht sich auch beim Kino. Da vergeht glaube ich kein Film, bei dem ich nicht Anknüpfungspunkte such und oft auch finde, wie andere bestimmte Situationen erzählen, ob ich das auch so machen würde, oder eher nicht. Das und das Serienschauen würde ich z.B. nicht einstellen, weil es eine Inspirations-, Reflektions- und Motovationsquelle ist.
Das ganze war wohl ein schleichender Erkenntnisprozess, welche Beschäftigungen mir nachhaltig am meisten bringt, und was nur kurzfristiger Zeitvertreib ist.
Nach der Arbeit müde sein ist natürlich ganz klar ein Thema, das ich auch kennen. Mehr oder weniger feste Schreibzeiten mit bestimmten Ritualen und einer angenehmen Schreibumgebung haben mich bei meinen größeren Projekte da vorangebracht. Wobei natürlich auch ein großes Stück intrinsische Motivation dabei war (s.u.) Meist sind das Abends ein oder zwei, selten drei Stunden gewesen, in denen ich dann einfach so weit geschrieben habe, wie ich kam. Dazu hab ich eine Musikliste mit einem Mix aus Titeln, die Szenen oder Stimmungen aus meiner Geschichte umreißen, zuzusagen ein musikalisches Notitzbuch, das ich dabei laufen lassen. Und mein Wollponcho, die bunte Lichterkette und eine Ostfriesentee mit Kandis und Hafermilch aus der Heldentasse.
Das Vorgehen war dann eigentlich immer: entweder hatte ich am Tag schon was im Kopf, was ich dann gerne zu Papier bringen wollte. Oder ich hab die letzten ein, zwei Seiten nochmal gelesen und wollte dann einfach wissen, wie es weitergeht.
Ein anderer, sehr wichtiger Faktor ist, dass ich die ganze STory bereits im Kopf vollständig ausgemalt habe. Egal was ich mache, auf "Papier" wird die Story niemals so gut werden, wie sie im Kopf besteht. Wieso dann überhaupt schreiben?
Dazu schreibe ich eigentlich primär für mich selbst; natürlich ist es toll, wenn mein schaffen gelesen wird. Aber ab und zu Frag ich mich schon: Wenn hauptsächlich für dich selbst schreibst - und die Story im Kopf sowieso immer besser ist, als das, was Du auf Papier bringst - wieso überhaupt die Mühe machen, zu schreiben? Und nicht einfach eines der anderen 999'999 Hobbies machen?
Ich schreibe auch hauptsächlich für mich selbst, wie gesagt, intrinsische Motivation. Aber bist du sicher, dass die Story im Kopf besser ist, als die niedergeschriebene? Im Kopf existiert sie anders, als Ideen, teilweise als Kopfkino. Das ist völlig normal und richtig, und auch nicht besser oder schlechter. Es ist anders.
Die Frage ist: Was willst du damit machen. Wenn dir das Kopfkino reicht, ist das auch in Ordnung. Ich hab meine Gschichten aufgeschrieben, weil es genau das war, was ich haben und machen wollte. Ich wollte sie erzählen, und zwar buchstäblich in Worte fassen, mit Sprache darstellen. Andere finden andere Darstellungsformen, z.B. Grafik-Novels, Comics, Animationen, was weiß ich. Die sind auch gut, aber die liegen mir nicht, mir liegt sprachliches Erzählen und Gestalten. Das ist das, was ich tun möchte, und da liegt meine intrinsische Motovation. Beim Schreiben lerne ich die Charaktere und Handlungsorte erste richtig kennen und die Geschichte entwickelt sich in ihren Feinheiten. Das ist der Spaß. Und ich möchte sehen, wie sie am Ende als ganzes aussieht.
Und was auch noch besonders Spaß mach: Dabei mit anderen zusammenzuarbeiten, sei es nun "nur" via Rückmeldung, sein es als Zusammenarbeit. Also falls die extrinsische Motivation brauchst: schreib doch mal irgendeinen Abschnitt, wozu du grade Lust hast, und lass mich lesen. Vielleicht ergibt sich so eine Kontinuität.